Fledermäuse: Plattenbauten als Quartier

Naturschutzbund zählte 1000 Tiere in einem Hochhaus – Alle Arten stehen auf der Roten Liste

Von Tobias Jaecker

BM Potsdam – Im vielgeschmähten Plattenbau lebt es sich offenbar besser als gedacht. Etwa 1000 Fledermäuse hat Christoph Kuthe vom Naturschutzbund (Nabu) allein in einem Hochhaus gezählt. «Platten- und Altbauten eignen sich wegen der vielen Hohlräume besonders gut als Heimstatt für die Flugsäuger», erklärt er.

Da alle der etwa 16 in Brandenburg beheimateten Fledermausarten auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten stehen, komme es besonders auf ihre Akzeptanz in der Bevölkerung an. «Bei Sanierungen müssen möglichst viele Quartiere erhalten bleiben», fordert Kuthe. Beispielsweise durch Schutzmaßnahmen wie Nistkästen. «Da Fledermäuse viel Zeit brauchen, um sich an ihr Quartier zu gewöhnen, sollten häufige Ortswechsel vermieden werden.» Ihr Überleben gefährden der Ausbau von Dachstühlen, der Verlust von Höhlenbäumen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

Außerdem gibt es auch Fledermäuse, die sich in Wäldern ansiedeln. Viele dieser Exemplare zählte der Potsdamer Nabu in Charlottenhof und in den Kolonnaden im Park Sanssouci. Einige Fledermausarten legen zwischen Sommer- und Winterquartier nur geringe Entfernungen zurück. Andere wandern bis zu tausend Kilometer weit. «Markierte Exemplare wurden sogar schon in Lettland entdeckt», sagt Kuthe.

Wieviele von ihnen es in Potsdam gibt, ist unklar. «Die am weitesten verbreitete Art ist der etwa 30 Gramm leichte Abendsegler», sagt Kuthe. Auch Fransen- und Wasserfledermäuse seien in der Havelstadt zu Hause. «Sogenannte Vampire und fischfressende Fledermäuse gibt es aber nur in Mittelamerika», beruhigt er. Hiesige Tiere ernähren sich von Insekten.

Ganz im Mittelpunkt steht die Fledermaus bei der von Nabu und Eurobats, der Koordinierungsstelle für den europäischen Fledermausschutz, organisierten «Zweiten Europäischen Fledermausnacht» am 29. August. Die Veranstaltung mit Ausstellung und Dia-Vorträgen beginnt um 16.30 Uhr im «Haus der Begegnung», Gutenbergstraße 100 – 102. Bei einer abendlichen Exkursion zu einem Fledermaus-Sommerquartier im Park Sanssouci können Besucher per Detektoren die nachtaktiven Flugkünstler belauschen.

Erschienen in: Berliner Morgenpost, 28.8.1998