Mogeln riskant

Hausarbeiten im Netz

Von Tobias Jaecker 

Gewisse Qualen bleiben keinem Studierenden erspart. Zum Beispiel Hausarbeitenschreiben. Recherchen sind mühselig, die Verlockung ist nah: Ein Klick ins Netz, schon ist man in Online-Archiven, die tausende von Arbeiten zum kostenlosen Download bereithalten. Viele StudentInnen stellen ihre Werke auf die eigene Web-Seite.

Doch Vorsicht: Schummeln kann böse Folgen haben. „Das Urheberrecht behält auch im Internet seine Geltung“, sagt Tobias H. Strömer, Düsseldorfer Rechtsanwalt und Spezialist für Online-Recht. Rechtsstreitigkeiten über Hausarbeiten, die aus dem Netz kopiert wurden, habe es jedoch noch nicht gegeben. „Der finanzielle Wert solcher Arbeiten ist ja auch verhältnismäßig gering.“ Zu Achtsamkeit rät Strömer den Autoren der ins Internet gestellten Arbeiten. „Schon die Idee zum Thema oder der Korrekturvermerk des Professors kann ein Miturheberrecht verursachen.“

Vor dem Upload sollte man die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Datenbank-Betreibers genau studieren. Hausarbeiten.de behält sich beispielsweise das Recht vor, die eingesandten Daten auf unbestimmte Zeit kommerziell zu nutzen. Zugleich wird dem Einsender untersagt, die Arbeit anderweitig zu veröffentlichen. „Diese Regelungen sind null und nichtig“, sagt Strömer. Es handele sich hier um so genannte überraschende Klauseln, die den allgemeinen Gepflogenheiten zuwiderliefen. „Nach geltendem Recht dürfen nur die nötigsten Nutzungsrechte übertragen werden. Der Betreiber einer Hausarbeiten-Datenbank hat keinen Anspruch auf die alleinige, zeitlich unbegrenzte Nutzung.“

Die Hausarbeit darf im Internet also durchaus zweimal auftauchen. Bleibt nur die Frage, ob das der Inhalt auch wert ist.

Erschienen in: taz, 8.10.1999