Kreativität und Technik

taz-Serie Jobs für übermorgen: Werbe- und MedienvorlagenherstellerInnen sind immer mehr gefragt

Von Tobias Jaecker

Ein Monitor, getragen von einer ergonomisch geformten Säule. Auf dem Bildschirm ist ein virtueller Raum zu sehen: ein leeres, weißes Badezimmer. Welche Fliesen, welche sanitäre Einrichtung passen hier wohl hinein? Ein Mausklick, und in Sekundenschnelle nimmt das Bild Form und Farbe an. Der Kunde im Fachgeschäft kann sich entscheiden. Passen die Komponenten zueinander, wirken sie in den Räumlichkeiten?

„Das war viel Frickelarbeit“, sagt Sonja Mildner. Die Zwanzigjährige wird in der Kommunikationsagentur K/Plex zur Werbe- und Medienvorlagenherstellerin ausgebildet und hat das komplexe multimediale Programm zusammengestellt. Sie muß beispielsweise die Fliesen scannen, um sie anschließend montieren und für jeden Bildbereich elektronisch bearbeiten zu können. Jede Kleinigkeit muß stimmen, um ein plastisches, detailgetreues Bild zu vermitteln.

Seit 1995 gibt es die Ausbildung zum Werbe- und Medienvorlagenhersteller. Derzeit werden in Berlin rund 60 Lehrlinge ausgebildet. Ihre Zahl steigt rasant. „Als Azubi braucht man vor allem Teamfähigkeit und Neugierde“, sagt Vera Demeyere von K/Plex. Denn Medienvorlagenhersteller arbeiten an der Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Gestalter und sollten für Ideen beider Seiten offen sein. Sie müssen für die werbewirksame Präsentation eines Produktes sorgen, also eine stimmige Werbevorlage als Basis für eine Anzeige, Verpackung, Internetseite oder CD-ROM erstellen, damit das Produkt in einem guten Gesamtbild erscheint. Da ist viel Kreativität gefragt.

Nach der zweijährigen Grundausbildung kann sich der Azubi im dritten Ausbildungsjahr in zwei Fachrichtungen spezialisieren. Der Bereich Gestaltung konzentriert sich überwiegend auf rechnergestützte kreative Arbeiten sowie auf die technische Begleitung des Umsetzungsprozesses vom Auftrag bis zur Werbemaßnahme. In der Fachrichtung Medien-Operating steht das Bearbeiten, Kombinieren und Ausgeben von Daten für verschiedene Medien im Mittelpunkt. Hier ist Know-how der Gestaltungsmöglichkeiten der verschiedenen Medien gefragt.

Derzeit kommen auf eine Lehrstelle mehrere Dutzend Bewerber. Der boomende Multimediasektor verheißt glänzende Zukunftschancen. Horst Gerhard von der Industrie- und Handelskammer bestätigt dieses Bild. „Wer sich engagiert und viel kreatives Gespür mitbringt, dem eröffnen sich nahezu grenzenlose Möglichkeiten.“

Erschienen in: taz, 31.3.1998