Eine Untersuchung anhand ausgewählter Fotografien
Hausarbeit zum Hauptseminar „Fotografien als historische Quellen“
Dozent: Prof. Dr. Wolfgang Wippermann
Freie Universität Berlin, Friedrich-Meinecke-Institut für Geschichtswissenschaften
WS 2000/2001
vorgelegt von Tobias Jaecker, Friedbert Baer und Henning Tag
Gliederung:
1. Einleitung
2. Die „Machtergreifung“ – Fakten und Kontroversen
2.1 Die Kontroverse der Mitschuld der Sozialdemokratie
2.2 Brachte die Industrie Hitler an die Macht?
2.3 Übertragung, Ergreifung oder Revolution – Wie kam Hitler an die Macht?
2.4 Die „Machtergreifung“ als mehrstufiger Prozess
3. Fotos als historische Quellen zur „Machtergreifung“ in ausgewählten Zeitschriften
3.1 Die „Berliner Illustrirte Zeitung“
3.2 Der „Illustrierte Beobachter“
4. Etappen der „Machtergreifung“
4.1 Der 30. Januar 1933
4.1.1 Historischer Abriss
4.1.2 Interpretation der fotografischen Quellen
4.2 „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933
4.2.1 Historischer Abriss
4.2.2 Interpretation der fotografischen Quellen
4.3 Der Kampf gegen die politischen Gegner
4.3.1 Historischer Abriss
4.3.2 Interpretation der fotografischen Quellen
5. Schlussbemerkung
6. Bibliographie
6.1 Quellen
6.2 Literatur
6.3 Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
Der 30. Januar 1933 war der Tag, an dem Reichspräsident von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Gemeinhin fällt im Zusammenhang mit diesem Tag der Begriff „Machtergreifung“ durch die NSDAP. Doch die Frage nach der Korrektheit dieses Begriffes muß gestellt werden. Was bedeutet „Machtergreifung“? Ist wirklich die Macht ergriffen worden? Oder ist sie nur delegiert worden?
Diese Fragen stellen sich bei der Betrachtung der Geschehnisse um den 30. Januar 1933. Historiographisch gibt es dazu eine Vielzahl von Schriften, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Viele von ihnen verwenden Fotografien als Zeitzeugnisse, als Quellen.
Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Bildberichterstattung zweier illustrierter Zeitungen des Jahres 1933. Wir haben uns dabei für die damals am weitverbreiteste Zeitschrift – die „Berliner Illustrirte“ – und die größte nationalsozialistische Illustrierte – den „Illustrierten Beobachter“ – entschieden.
Unsere Fragestellung: Inwieweit kann man anhand der fotografischen Quellen der vorliegenden Zeitschriften Rückschlüsse ziehen, ob die Machtübernahme Hitlers den Charakter eines Umsturzes oder eher eines länger dauernden Prozesses hatte?
Zunächst werden wir die Kontroverse um Machtergreifung, Revolution oder Prozess anhand der vorliegenden Literatur darstellen. Im Hauptteil wollen wir uns der Fragestellung anhand von drei Themenfeldern nähern: 30. Januar 1933, der Tag von Potsdam und der Kampf gegen die politischen Gegner. Diese Themenfelder sind in unseren Augen zentral für die Ereignisse auf dem Weg Hitlers zur Macht. Zu jedem dieser Themenfelder interpretieren wir einige ausgewählte Fotos.
2. Die „Machtergreifung“ – Fakten und Kontroversen
Im ersten Teil der Arbeit soll zunächst die Darstellung einiger wichtiger Kontroversen rund um die Ereignisse im Zuge des Amtsantrittes von Adolf Hitler stehen. Im Mittelpunkt stehen soll dabei die Frage, ob es sich dabei um eine Revolution handelte, ob der Begriff „Machtergreifung“ gerechtfertigt ist oder ob man eher von einem Prozeß der Machtübernahme sprechen sollte. Daneben sollen – und damit soll auch begonnen werden – auch einige Kontroversen dargestellt werden, die sich zwar nicht direkt mit dieser begrifflichen Frage beschäftigen, aber doch auf in der Forschung umstrittene Ereignisse aufmerksam machen.
2.1 Die Kontroverse der Mitschuld der Sozialdemokratie
Eine immer wieder aufflammende Kontroverse ist die, um eine mögliche „Mitschuld“ der Sozialdemokratie am Aufstieg und schließlich Machtantritt der NSDAP. Mit ihrem Tolerierungskurs gegenüber den Präsidialkabinetten habe sie den Nationalsozialisten den Weg an die Macht zumindest verkürzt. Eine zentrale Rolle in dieser Debatte spielen dabei die Ereignisse rund um den 20.Juli 1932 – der sogenannte „Preußenschlag“ – und das Verhalten der SPD-geführten preußischen Landesregierung in diesem Zusammenhang. Kurz zu den Ereignissen: Am 20. Juli 1932 wird auf Vorschlag Schleichers und mit Zustimmung Hindenburgs eine gemeinsam mit von Papen vorbereitete „Reichsexekution“ gegen Preußen durchgesetzt. Die preußische Regierung wurde staatsstreichartig abgesetzt. Statt dessen übernahm nun der Reichskanzler das Amt des preußischen Ministerpräsidenten. Der Reichskommissar, der nun stellvertretend das Amt des Innenministers innehatte, war nun zugleich Chef der preußischen Polizei. Die SPD, die auf diese Weise ihre letzte noch erhaltene – und nicht gerade kleine – Machtbastion verloren hatte, protestierte zwar förmlich gegen dieses Vorgehen, zu offenem Widerstand gegen diesen unrechtmäßigen Akt wollte sie sich nicht aufraffen.[1]
Karl Dietrich Bracher sieht im Stillehalten der SPD-Führung vor allem eine vertane Chance, die nachfolgenden Ereignisse noch zu verhindern. Seiner Darstellung zufolge ging es dem Parteivorstand hauptsächlich darum, an der „Legalität“ festzuhalten und sich um die strikte Einhaltung der Verfassung zu bemühen. Dass ihre Gegner – die Drahtzieher des „Preußenschlages“, vornehmlich Papen, Hindenburg und Schleicher – alles andere taten, als auf die Einhaltung der Verfassung zu achten, schien dabei gleichgültig zu sein. Bracher beschreibt, dass der 20. Juli „zum Erstaunen selbst der Drahtzieher“ programmmäßig und ohne Zwischenfälle verlaufen sei. Bracher räumt zwar ein, dass die preußische Polizei wahrscheinlich der im Falle eines Bürgerkrieges vorrückenden Reichswehr deutlich unterlegen gewesen wäre.[2] Auch ein Generalstreik hätte angesichts der hohen Arbeitslosigkeit eher nicht zu einem Erfolg beigetragen. Im Gegenteil: Laut Bracher hätte eine „Reservearmee von Arbeitslosen“ die stillgelegten Arbeitsplätze innerhalb kürzester Zeit besetzt. Trotzdem kritisiert Bracher vor allem die Haltung der SPD-Führung scharf. Sie hätten ihre Chance erst gar nicht genutzt und damit dem Niedergang der Weimarer Republik den Weg geebnet: „Es blieb doch die Möglichkeit einer nachhaltigen Demonstration, einer Bekundung des ungebrochenen Selbstbehauptungswillens der Demokratie auch gegen zeitweilig überlegene Gewaltaktionen. Dies hätte über alle berechtigten sachlichen Erwägungen hinweg aus dem psychologisch-moralischen Zusammenbruch der republikanischen Kräfte doch noch ein demokratisches Selbstbewußtsein retten, den neuen Machthabern ihren Weg erschweren, die künftigen Entwicklungen verzögern und einschränken können.“[3] Das Verhalten der SPD-Führung habe zudem auch die Partei selbst noch einmal entscheidend gelähmt und ihre „Passivität gegenüber der Hitlerschen Machtergreifung […] besiegelt.“ Bracher geht in seiner Darstellung zum „Preußenschlag“ auch ganz kurz auf das Verhalten der KPD ein. Auch sie sei eher passiv geblieben, habe sogar den Sturz der preußischen Regierung begrüßt. Auch die von ihr proklamierte „Rote Einheitsfront“ sei „nicht weniger auf die Vernichtung der Demokratie abgestellt“ gewesen.[4]
Von größerem Verständnis für das Verhalten der SPD geprägt, sind Äußerungen von Autoren, die in einem Buch von Heinrich August Winkler zusammengefasst sind.[5] Eberhard Kolb betont darin vor allem die Aussichtslosigkeit einer militärischen Gegenwehr. Eine solche hätte „zu einer bewaffneten Auseinandersetzung mit unübersehbaren Konsequenzen“ geführt.[6] Gleichzeitig sein zudem überhaupt nicht klar gewesen, für welches Ziel man dabei hätte kämpfen sollen. Die bisherige preußische Regierung verfügte über keine Mehrheit mehr im Landtag. Kolb stellt die Frage, inwieweit es sinnvoll gewesen wäre, für eine Wiedereinsetzung dieser Regierung mit einem Blutbad zu bezahlen. Auch Klaus Schönhoven verteidigt im selben Band die sogenannte „Tolerierungstaktik“ der SPD. Anders als Bracher sieht er darin nicht eine vertane Chance, es habe im Gegenteil durchaus Anzeichen dafür gegeben, dass mit dieser Strategie die Krise der Weimarer Republik überwunden werden könnte. Ein bewaffneter Kampf gegen die Absetzung der preußischen Regierung bezeichnet auch Schönhoven als aussichtslos. Er verweist jedoch auf die nachfolgenden starken Stimmenverluste der NSDAP bei den Reichstagswahlen im November. Die SPD-Strategie könne man daher „nicht für völlig abwegig halten“.[7]
2.2 Brachte die Industrie Hitler an die Macht?
Eine weitere Kontroverse rund um die Machtübernahme Hitlers und der Nationalsozialisten ist die Frage des Verhältnisses von Industrie und NSDAP. Die Frage also, inwieweit deutsche Industrielle Hitler unterstützt haben und so seinen Aufstieg begünstigt oder möglicherweise sogar angestrebt haben. Vor allem in der marxistischen Deutung der „Machtergreifung“ spielt dieser Punkt eine entscheidende Rolle. Der von dieser Seite vorgetragene Standpunkt ist auch unter dem Begriff „Agententheorie“ bekannt geworden. Demnach habe die gesellschaftliche Funktion des Nationalsozialisten vor allem darin bestanden, gleichsam als „Agenten“ kapitalistischer Wirtschaftsinteressen tätig zu werden.[8]Ein Vertreter dieser Sichtweise ist Eberhard Czichon, der 1967 in einem kleinen Bändchen versucht hat, detailliert die Finanzierungswege der NSDAP und den Einfluss deutscher Industrieller auf die Machtübernahme Hitlers zu beschreiben. Er reduziert die Ereignisse der Jahre 1930 – 1933 fast ausschließlich auf Gespräche außerhalb der Öffentlichkeit. Namentlich nennt er als Mitverantwortliche auf Seiten der Wirtschaft u.a. Friedrich Flick, Alfred Krupp und vor allem Wilhelm Keppler. Ziele der Industrie seien unter anderem die Auflösung der Gewerkschaften, die Reprivatisierung staatlicher Anteile an Großkonzernen und Banken gewesen.. Zudem habe die Aussicht auf erneute Aufrüstung gelockt. Hitler erscheint in der Darstellung von Czichon fast so wie eine Marionette, die einzig den Interessen der Industrie zu dienen habe. Er sei der „Exponent einer Majorität innerhalb der herrschenden Klasse geworden.“[9] Insgesamt kommt Czichon zu dem Ergebnis: „So ergibt die historische Analyse, daß eine Mehrheitsgruppe deutscher Industrieller, Bankiers und Großagrarier Hitlers Kanzlerschaft gewollt und organisiert hat.“[10]
Außerhalb des marxistischen Lagers blieb die Frage nach der Rolle der Industrie am Aufstieg der NSDAP – so sie überhaupt gestellt wurde – lange Zeit unbeantwortet. Großen Anteil daran, dass diese Frage dann doch noch stark diskutiert wurde, hatte neben anderen Henry Ashby Turner. Er beantwortet allerdings die Frage, ob die Unzufriedenheit des Unternehmerstums mit der Weimarer Republik es dazu bewogen habe, Hitler und die NSDAP zu unterstützen, im Gegensatz zu Czichon mit einem klaren Nein. Diejenigen Großindustriellen, die den Nationalsozialisten Geld gaben, würden deshalb auffallen, weil sie eben Ausnahmen waren. Zwar hätten die meisten Großunternehmer dem Hitler-Kabinett durchaus wohlwollend gegenüber gestanden. Trotzdem sei es übertrieben von einer besonderen Unterstützung zu sprechen. Im Gegenteil: Die NSDAP – so schreibt Turner – sei bis zu ihrem Machtantritt von andauernder Geldnot geplagt gewesen. „Daraus dürfte klar hervorgehen, daß die erhaltenen Summen zumindest nicht ausreichten, um die finanziellen Probleme der Partei zu lösen.“[11] Turner führt zudem weiter aus, dass den finanziellen Mitteln, die die NSDAP aus Wirtschaftskreisen erhielt, eine bedeutend größere Summe gegenübergestanden habe, die an Gegner der Nationalsozialisten geflossen sei. Turner schreibt: „Wenn man alles gegeneinander abwägt, waren die finanziellen Zuwendungen aus der Wirtschaft ganz überwiegend gegen die Nationalsozialisten gerichtet.“[12]
Ähnlich argumentiert auch Thomas Trumpp, der ebenfalls den verschwindend kleinen Anteil der Spenden aus dem Kreis der Großindustriellen gegenüber sonstigen Finazierungsquellen anführt. „Es hat sich […] stets um relativ kleine Beträge gehandelt, die am eklatanten Übergewicht der Selbst- und Auslandsfinanzierung der NSDAP so wenig geändert haben wie an ihrer zunehmenden Verschuldung […].“[13] Auch wenn die Finanzierung durch die Industrie keine bedeutende Rolle gespielt haben mag, so hätten sich die meisten Unternehmer sehr schnell bereit gefunden, mit der neuen Regierung „ihren Frieden“ zu machen. Trumpp begründet das vor allem damit, dass Hitler recht bald erkennen ließ, „daß er tatsächlich kein Sozialist war.“ Und weiter schreibt Trumpp: „Ihre rasche Kapitulation vor Hitler verweist auf den pragmatischen, ja polyvalenten Charakter von Wirtschaftsliberalismus und Kapitalismus , der letzlich jedem politischen System, zumindest wenn es auf offene Feindseligkeit verzichtet, sich anpassen kann.“[14]
2.3 Übertragung, Ergreifung oder Revolution – Wie kam Hitler an die Macht?
Den in der Alltagssprache weit verbreiteten Duktus der „Machtergreifung“ findet man in der wissenschaftlichen Literatur – jedenfalls in seiner ureigensten Bedeutung – nur noch sehr selten. Dass Hitler die Macht ganz allein und ohne jede Hilfe ergriffen haben soll erscheint den meisten Autoren zu einfach. Eine solche Deutung taucht jedoch noch in eher populärwissenschaftlichen Bänden, wie beispielsweise in der Hitlerbiographie des Fernsehhistorikers Guido Knopp auf. Knopp stellt vor allem die Faszination, die Hitler auf die Massen ausübte, in den Mittelpunkt und versucht damit die Gründe aufzuzeigen, durch die Hitler an die Macht gelangte. „Hitlers Macht bestand aus seinem ganz persönlichen brutalen Willen und vor allem aus der angestauten kraftvollen Dynamik, die nur er entfesselt hatte.“ Und ein paar Absätze weiter schreibt Knopp: „Die Gefühle, die er ansprach, mußte er nicht schaffen, denn es gab sie schon.“[15] Ganz ohne Hilfe sei Hitler allerdings nicht an die Macht gelangt, beschreibt Knopp. Dafür bedurfte zunächst noch eines „Intrigenspiels um einen altersmüden Präsidenten“. „Alte Machteliten“ wollten Hitler als „Volkstribun für ihre Zwecke nutzen“.[16] Auf diese Weise sei Hitler Kanzler geworden. Knopp verwendet dafür zwar nicht den Begriff der „Machtergreifung“, er kreiert jedoch einen zumindest ähnlich gelagerten Ausdruck, den einer „Machterschleichung“[17]. Die Weimarer Machteliten wären – so Knopp – stark genug gewesen, Hitler auf seinem Weg an die Macht zu stoppen. „Doch kaum einer wollte mehr so richtig. Man nahm Hitler hin wie ein Verhängnis.“[18]
Ganz anders als es der doch eher harmlos anmutende Begriff „Machterschleichung“ vermuten lässt, lesen sich Darstellungen von Autoren, die die Ereignisse um das Jahr 1933 als „Revolution“ bezeichnen. Der Autor, der diese These am deutlichsten vertritt, ist in meinen Augen Rainer Zitelmann. Schon der Titel seiner Dissertationsschrift macht das anschaulich: „Hitler – Selbstverständnis eines Revolutionärs“. Für Zitelmann gibt es neben begünstigenden äußeren Umständen, wie die Wirtschaftskrise, den allgemeinen Zusammenbruch des Weimarer Systems, die er mehr oder weniger in Nebensätzen abhandelt, vor allem einen Grund für Hitlers Aufstieg zum Massenführer. Zitelmann schreibt: „Es war […] Hitlers revolutionäres Programm, das ihn zum Massenführer werden ließ.“[19] Am 30. Januar 1933 habe die „legale Revolution“ erst ihren Anfang genommen. Zwar seien die Ereignisse nicht mit den Vorstellungen einer gewaltsamen Erhebung und blutiger Niederschlagung der alten Machthaber zu vergleichen. Eine solche Vorstellung liege jedoch nur einem „normativen“ Revolutionsbegriff zugrunde. Zitelmann hält sich bei seiner Betrachtung vornehmlich an einen „empirischen“ Revolutionsbegriff und nutzt damit die Unterscheidung, die Ernst Nolte vorgenommen hat. Demnach kann unter einer Revolution ein „Vorgang nichtnormaler, tiefgreifender und meist (sic!) von Gewalttätigkeit begleiteten Veränderungen“ verstanden werden. Solche Veränderungen könnten sich auf einzelne Bereiche wie Kultur, Politik oder Wirtschaft erstrecken und vielfältige Formen annehmen. Sie würden aber niemals „total“, im Sinne des normativen Revolutionsbegriffs sein.[20] Wolfgang Wippermann nennt einen solchen Revolutionsbegriff allerdings zu weit gehend, da er „auf jeden System-, ja fast jeden Systemwechsel angewandt werden könnte.“[21] Zitelmann stützt seine Revolutions-These in weiten Teilen auf nationalsozialistische Selbstdarstellungen, die zumeist – das liegt fast in der Natur der Sache – stark propagandistisch gefärbt sind. So zitiert er beispielsweise immer wieder Hitler, der seinen Machtantritt selbst als Revolution bezeichnete: „Schon am Tage der Machtergreifung sagte Hitler zu Hans Frank, es habe im ganzen Reich nicht einen einzigen Zwischenfall gegeben: ‘Das war die unblutigste Revolution der Weltgeschichte‘.“ [22]
Ein weiterer Autor, der die Revolutions-These vertritt, sei hier noch kurz erwähnt. Horst Möller stellte 1983 fest: „Die Reflexion der NS-Machtergreifung mit Hilfe zeitgenössischer, aber auch modernem Verständnis entsprechenden soziologisch-historischer Revolutionsmodelle führt zu einem eindeutigen Befund: Die NS-Machtergreifung war eine Revolution.“[23] Bei den Ereignissen des Jahres 1933 seien – so Möller – viele für alle Revolutionen kennzeichnende Merkmale nicht zu übersehen. Und er führt als Beispiele an: Ideologisierung, Polarisierung, Politisierung und schließlich auch die symbolhafte Beteiligung von Volksmassen, für die er den Fackelzug von 30.Januar 1933 als Beispiel anführt.
2.4 Die „Machtergreifung“ als mehrstufiger Prozess
Eine wesentlich differenziertere Position nimmt Karl Dietrich Bracher in seinem bereits 1955 veröffentlichten Standardwerk „Die Auflösung der Weimarer Republik“ ein. Bracher entwickelt ein Phasenmodell, nach dem die „Machtergreifung“ als Endergebnis eines längeren Prozesses zu werten ist, der bereits mit dem Regierungsantritt Heinrich Brünings im Jahre 1930 begonnen habe. Demnach habe bereits Brünings Bruch mit dem Reichstag und sein Übergang zur Notverordnungspolitik eine Phase des „Machtverlusts“ des Reichstages eingeleitet. Durch das dauerhafte Regieren ohne Reichstags-Mehrheit habe Brüning ein „System des Semiparlamentarismus“ etabliert[24]. Unter Brünings Nachfolgern Franz von Papen und Kurt von Schleicher habe sich der „Kampf um die Macht“ in den außerparlamentarischen Raum verlagert, während die Regierung „keine der großen politischen Gruppen mehr an sich zu binden vermochte“ und „ganz dem Antagonismus der mächtigen Blockbildungen ausgeliefert“ war[25]. Diese Phase des „Machtvakuums“ sei erst am 30. Januar 1933 von den Nationalsozialisten mit der „Machtergreifung“ durchbrochen worden.
Brachers Phasen-Modell hat große Ähnlichkeiten mit der Bonapartismustheorie von Marx und Engels, die von einigen kritisch-marxistischen Faschismusforschern zur Erklärung der „Machtergreifung“ herangezogen wird. Danach war die Phase des „Machtvakuums“ von einem „Gleichgewicht der Klassenkräfte“ gekennzeichnet. In dieser Situation habe die Bourgeoisie zugunsten der Exekutive auf die Ausübung der politischen Macht verzichtet, um „ihre soziale Gewalt, d.h. die Verfügung über die Produktionsmittel zu behalten“[26]. Dies wiederum habe eine „Verselbständigung der Exekutive“ zur Folge gehabt und die „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten erst ermöglicht.
Sowohl Bracher als auch die Anhänger der Bonapartismustheorie weisen Reichskanzler Brüning eine erhebliche Mitschuld an der „Auflösung“ der Weimarer Demokratie zu. Einen gegensätzlichen Standpunkt nahm Werner Conze ein. Der Historiker vertrat die Ansicht, das parlamentarische System sei bereits 1929/30 zusammengebrochen. Brüning habe vielmehr versucht, die Wirtschaftskrise durch einen konsequenten Sparkurs zu überwinden, um eine baldige „Renormalisierung“ des Parlamentarismus zu erreichen[27]. Diese Ansicht wurde jedoch durch die Erinnerungen Brünings, die nach seinem Tod erschienen, widerlegt. Aus den Memoiren ging hervor, dass Brünings eigentliches Ziel die Widerherstellung der Monarchie im Innern und die schrittweise Beseitigung des Systems von Versailles im Bereich der Außenpolitik war[28].
Eine weitere Kontroverse drehte sich ausschließlich um die Wirtschaftspolitik Brünings. Knut Borchardt vertrat die These, die von Brüning betriebene Deflationspolitik sei alternativlos gewesen[29]. Eine gegensätzliche Position nahm Carl-Ludwig Holtfrerich ein, der die Lehren des zeitgenössischen Wirtschaftsexperten John Maynard Keynes heranzog und behauptete, durch eine aktive Konjunktur- und Arbeitsbeschaffungspolitik Politik (sog. „deficit spending“) hätte die Wirtschaftskrise durchaus überwunden werden können – wenn Brüning dies gewollt hätte. Eine politische Zwangslage, die Alternativen grundsätzlich ausschloss, habe es daher „wohl nicht gegeben“[30].
In der Forschung wurde außerdem die Frage erörtert, ob es politische Alternativen zu einer Auslieferung der Regierungsmacht an die Nationalsozialisten gegeben habe; konkret, ob Reichspräsident und Reichswehr nicht den Staatsnotstand hätten ausrufen und Hitler dadurch verhindern können. Unzweifelhaft ist, dass diese Möglichkeit Ende 1932 tatsächlich erwogen wurde[31]. Über die Sinnhaftigkeit und nachhaltige Erfolgsaussichten eines solchen Unterfangens kann hingegen nur spekuliert werden.
Die Frage, ob die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten unter den gegebenen Bedingungen unvermeidlich war oder nicht, wird von der Forschung nach wie vor auf recht unterschiedliche Weise beantwortet. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass die meisten monokausalen Erklärungsversuche sich mittlerweile als untauglich erwiesen haben. Vielmehr muss man von einem komplexen und vielschichtigen Ursachengeflecht ausgehen[32]. Determinanten sind unter anderem institutionelle Rahmenbedingungen wie die starke Stellung des Reichspräsidenten, die ökonomische Entwicklung, Besonderheiten der von einem demokratie- und republikfeindlichen Klima geprägten politischen Kultur in Deutschland, ferner ideologische Faktoren wie autoritäre deutsche Traditionen und extremer Nationalismus sowie massenpsychologische Elemente, welche die Nationalsozialisten geschickt zu nutzen wussten[33].
Festzuhalten bleibt, dass es sich formal gesehen um einen legalen Regierungswechsel handelte, auch wenn dieser dem Geist der Weimarer Verfassung zuwider lief.
Und das, was gemeinhin als „Machtergreifung“ bezeichnet wird, war „in Wirklichkeit ein anderthalb Jahre währender Prozess“[34]. Adolf Hitler war die Kanzlerschaft am 30. Januar 1933 zwar „ausgeliefert“ worden, doch erst mit diesem Zeitpunkt begann ein „umfassender Machteroberungsprozess“[35], der bis zum Tode Hindenburgs am 2. August 1934 andauerte. Albrecht Tyrell benennt vier „Aufgaben“, welche die nationalsozialistische Führung in Angriff nehmen musste, um diesen Prozess unumkehrbar zu machen: Die Absicherung ihrer Machtposition durch die Ausschaltung aller direkten Gegner und die Beseitigung aller Organisationen und Institutionen, von denen ihnen Gefahr drohen könnte, die Erweiterung der Macht gegenüber den Koalitionspartnern, die Einbindung bzw. Ruhigstellung von Großwirtschaft und Reichswehr sowie die Herbeiführung eines politisch-psychologischen Klimawechsels[36].
3. Fotos als historische Quellen zur „Machtergreifung“ in ausgewählten Zeitschriften
3.1 Die „Berliner Illustrirte Zeitung“
Die „Berliner Illustrirte Zeitung“ (BIZ) wurde 1891 gegründet und seit 1894 im Ullstein-Verlag herausgegeben[37]. Die Zeitschrift war eher eine „optische Zeitchronik“ denn ein ausführlich informierendes Blatt. Fotos und Illustrationen dominierten das Erscheinungsbild, der Anteil der politischen Berichterstattung war geringn[38]. Die „Berliner Illustrirte“ war im Jahre 1933 mit einer Auflage von 1,1 Mio. die mit Abstand größte Illustrierte. Bis 1939 konnte die Auflage sogar noch auf 1,5 Mio. Exemplare gesteigert werden. Die „Berliner Illustrirte“ druckte damit fast doppelt soviele Exemplare wie das Parteiblatt „Illustrierter Beobachter“[39].
Nach der „Machtergreifung“ vollzog die „Berliner Illustrirte Zeitung“ – wie der Großteil der illustrierten Massenpresse überhaupt – zunächst keinen größeren Kurswechsel. Kommerziell Erfolgreiches veränderten die Nationalsozialisten nur behutsam, tiefergehende strukturelle Einschnitte blieben der Öffentlichkeit verborgen. Das Herzstück des Blattes bildete ein Fortsetzungsroman. Daneben gab es Reisereportagen und vergleichsweise sachliche Auslandsberichte. Vermittelt wurde eine gewisse „Weltläufigkeit“. Im Vordergrund standen dabei stets die „Bilder“ von Menschen und Ereignissen, das „Persönliche“, der so genannte „human touch“.
Politisch hielt sich die BIZ zwar nach wie vor zurück. Ein signifikanter Anstieg der politischen Berichterstattung ist erst nach der Märzwahl 1933 festzustellen. Die Zeitschrift sorgte jedoch in erster Linie für die „private“, halböffentliche Darstellung der NS-Größen und vermittelte auf diese Weise ein Bild der Harmonie. Da wurde etwa Joseph Goebbels mit Tochter Helga am Ostseestrand gezeigt, Hermann Göring mit seiner Braut nach der kirchlichen Trauung oder Adolf Hitler lachend am Telefon.
Abbildung 1 (Berliner Illustrirte Zeitung, 17/33 vom 30.4.1933)
Ende April 1933 zeigte die BIZ Bilder aus einem Konzentrationslager (Abbildung 1): Häftlinge beim Sport, beim Zeitungslesen und beim Kaffee. Die Unterzeile lautete: „In der Arbeitspause – Unterhaltungen über Politik sind gestattet“. Durch das skruppellose Vorgaukeln von Harmonie wurde die bittere Realität schlicht vertuscht. Klar ist somit, dass auch die BIZ dem NS-Regime als „Propaganda-Vehikel ersten Ranges“ diente[40].
3.2 Der „Illustrierte Beobachter“
Die erste Nummer des „Illustrierten Beobachters“ erschien im Juli 1926 aus Anlass des „Tags von Weimar“, dem NSDAP-Parteitag vom 3. und 4. Juli 1926. Schon aus dem Namen der Zeitschrift lässt sich leicht die Verwandtschaft zum NSDAP-Parteiorgan, dem „Völkischen Beobachter“ erkennen. Und in der Tat, der IB erschien von Anfang genauso wie der „Völkische Beobachter“ im Münchener Verlag Franz Eher Nachf., der vollständig der NSDAP gehörte. Die Idee für den IB kam offenbar direkt aus der Chefetage, von Verlagsleiter Max Amann, der mit der Neugründung, dem zu diesem Zeitpunkt zwar noch relativ neuen, aber schon äußerst erfolgreiche Medium der illustrierten Wochenblätter nacheifern wollte. Anfangs erschien der IB allerdings noch nicht regelmäßig jede Woche. Er diente zunächst vor allem der Illustration besonderer Ereignisse, wie eben dem NSDAP-Parteitag. Von Anfang an war aber eine für den IB später typische Berichterstattung erkennbar: das Panoramafoto. Über eine Doppelseite wird ein Ereignis sozusagen in voller Breite dargestellt. Vor allem Massenaufmärsche oder eben Parteitage waren dafür geeignete Anlässe. So bestand die erste – vierseitige Ausgabe – auch vor allem aus einem solchen Panoramafoto, das den Marktplatz von Weimar und die darauf stattfindende Kundgebung zeigt.
Ab 1927 erschien der Ilustrierte Beobachter schon regelmäßig alle zwei Wochen. Ab 1928 wurde die Erscheinungsweise auf wöchentlich umgestellt. Der Umfang hatte mittlerweile deutlich zugenommen. Neben rein politischen Geschichten, standen nun auch vermehrt Reisereportagen und vor allem Bildberichte, die offenbar das Leben der Menschen im Land darstellen sollten. Schritt für Schritt wurden feste Rubriken installiert, die zumindest aus heutiger Sicht die politische Haltung der Nationalsozialisten deutlich machen. Fotos über die NS-Bewegung gab es in der Rubrik „Der Nationalsozialismus marschiert“. Kaum versteckter Antisemitismus kam im sogenannten „Judenspiegel“ zum Ausdruck. Die Fotos dort illustrierten die immer wieder verbreiteten Stereotypen der Juden. Hinzu gesellten sich Karikaturen.
Trotz großem Werbeaufwand erreichte der Illustrierte Beobachter bis 1933 bei weitem nicht die hohen Auflagenzahlen seiner Konkurrenzblätter. 1932 wurden regelmäßig 200.000 Hefte verkauft. Nach 1933 nahm die Auflage zwar noch einmal deutlich zu. Trotzdem blieben die regionalen Illustrierten weiterhin Marktführer.
Die Bedeutung des Fotos war den Nationalsozialisten sehr bewusst. In einem Lehrbuch schrieb Kurt Wehlau 1939 über die Vorzüge der Fotografie: „Man hält jedes Bild für einen genauen Abklatsch der Natur, glaubt daß die Photographie eine Urkunde sei und bemerkt nicht, daß man auch beim Lichtbild der Wahrheit nachhelfen kann.“[41]
4. Etappen der „Machtergreifung“
4.1 Der 30. Januar 1933
4.1.1 Historischer Abriss
Dem 30. Januar 1933 gingen Wahlerfolge der NSDAP in den Reichstagswahlen 1930 und 1932 voraus.[42] Die Novemberwahlen 1932 zeigten allerdings schon erste Schwächeerscheinungen. Von den 37,3 Prozent im Juli blieben drei Monate später nur 33,1 Prozent. Hitler konzentrierte sich seit seiner Niederlage bei der Reichspräsidentenwahl im April 1932 ganz auf die Übernahme des Kanzleramtes. Er war nicht bereit – anders als beispielsweise Gregor Strasser, vor allem auch nach der Novemberwahlschlappe – als Juniorpartner in eine von Kurt von Schleicher geführte Koalitionsregierung zu gehen. Im August 1932 allerdings hatte Reichspräsident Hindenburg die Berufung Hitlers zum Kanzler abgelehnt.
Erst eine Initiative des ehemaligen Reichskanzlers von Papen brachte Hitler zur Jahreswende 1932/33 wieder ins Spiel. Von Papen – offenbar nicht besonders glücklich damit, dass nun von Schleicher Kanzler war, versuchte Hindenburg umzustimmen. Gestützt auf Absprachen mit DNVP-Führer Hugenberg und anderen Fürsprechern in der Umgebung des Reichspräsidenten machte er den Vorschlag: Hitler wird Reichskanzler, er selbst wollte Vizekanzler werden.
Hindenburg stimmte schließlich zu und Hitler wurde Reichskanzler einer sogenannten „Regierung der nationalen Konzentration“. Die bestand aus drei Nationalsozialisten und acht deutschnationalen oder parteilosen konservativ-nationalen Ministern. Von Papens Plan war, durch diese starke „Einrahmung“ der nationalsozialistischen Regierungsmitglieder Hitler und seine Partei zu zähmen. Auf Hitler gemünzt war sein Ausspruch: „Wir haben ihn uns engagiert“ und selbstsicher behauptete er: „In zwei Monaten haben wir Hitler in die Ecke gedrückt, daß er quietscht.“[43]
Dass Hitler sich nicht zähmen lassen wollte, bewies er noch kurz vor seiner Vereidigung: Entgegen einer Vereinbarung zwischen der DNVP und der NSDAP in den Koalitionsverhandlungen forderte Hitler nun die Auflösung des Reichstages und Neuwahlen. Solche Neuwahlen – das war allen klar, würden vor allem Hitler nutzen. Hitler setzte sich in dieser Frage gegen den DNVP-Führer Hugenberg durch, der offenbar vor allem deshalb zustimmte, weil ansonsten die Regierungsbildung gefährdet schien und man den – im Wortsinne – bereit stehenden Reichspräsidenten nicht länger warten lassen wollte.
4.1.2 Interpretation der fotografischen Quellen
a) Abbildung 2 (Illustrierter Beobachter, Folge 6/33 vom 11.2.1933)
Bildunterschrift: Der historische Tag. Adolf Hitler wird auf dem Weg zur ersten Kabinettsitzung, am Montag, den 30. Januar 1933 nach seiner Ernennung zum Reichskanzler vom Volk stürmisch begrüßt. – Nebenstehend der Kalender der Reichskanzlei.
Mit diesem Titelbild illustriert der Illustrierte Beobachter vom 11. Februar 1933 das Ereignis, das gemeinhin mit dem Begriff „Machtergreifung“ betitelt wird: Die Ernennung Adolf Hitlers durch Reichspräsident von Hindenburg zum Reichskanzler. Das Bild ist für meine Begriffe auffallend wenig spektakulär. Ein Foto, das so oder zumindest so ähnlich in den folgenden Jahren noch oft zu sehen sein wird. Hitler im Zentrum des Bildes, um ihn herum eine größere Anzahl von Menschen – die allerdings bei weitem nicht die übertriebene generalisierende Bezeichnung Volk verdient. Die abgebildete Menschenmenge macht zumindest augenscheinlich den Eindruck, dass sie begeistert ist. Im Vordergrund sieht man eine Kleinbildkamera. Es kann durchaus als Zeichen einer Begeisterung zu werten, dass Hitler von Anwesenden fotografiert wird. Vereinzelt kann man Hitlergrüße erkennen. Trotzdem wird das Foto meines Erachtens dem Ereignis eines „historischen Tages“ – wie sich der Titelzeile entnehmen lässt – nicht gerecht. Erst durch die Bildunterzeile wird deutlich, in welchem Zusammenhang es entstanden ist. Grundsätzlich hätte das ein ganz alltäglicher Auftritt Hitlers sein können. Der Illustrierte Beobachter versucht sich aus der misslichen Situation, diesen „historischen Tag“ mit solch aussagelosem Foto zu illustrieren, zu retten, indem ein Kalenderblatt abgebildet wird, das nun zumindest den historischen Tag als solchen, nämlich als reines Datum zu illustrieren vermag.
Die schlichte Normalität dieses Bild und auch die magere Berichterstattung im Inneren des Heftes, auf die ich gleich noch näher eingehen werde, scheint der Realität näher zu kommen, als die allseits bekannten später erst nachgestellten Propagandabilder des Fackelzuges der SA durchs Brandenburger Tor, die das Ereignis später auch fotografisch zum historischen Tag hochstilisieren sollten.
Ein solches Foto spricht meines Erachtens auch gegen eine Theorie der „Machtergreifung“. Die Kanzlerschaft, so schreibt Albrecht Tyrell, hatte Hitler nicht ergriffen oder erobert, sie war ihm ausgeliefert worden.[44] Machtergreifung – das klingt wie ein gewaltsamer Akt eines Machtansichreißens. Doch dieses Foto, das direkt am Tag der Machtübernahme Hitlers entstanden zu sein scheintund wenige Tage später als Titelbild dieses Ereignis illustrieren soll, macht einen anderen Eindruck. Noch nicht propagandistisch verbrämt stellt es keinen revolutionären Akt dar, sondern geradezu schlichte Normalität. Ein Mann auf dem Weg zur Amtseinführung. Gewaltsam oder revolutionär erscheint das nicht zu sein.
Wahrscheinlich trifft ein solches Foto die Realität besser als die späteren Deutungen. Denn die sogenannte „Machtergreifung“ war nicht auf einen oder wenige – revolutionäre – Tage begrenzt. Eher handelte es sich um einen Prozess der umfassenden Machteroberung, der auch nach dem 30.1.1933 noch rund 18 Monate dauern sollte.
Nach außen hin ging alles seinen verfassungsmäßigen Gang: Ernennung und Vereidigung durch den Reichspräsidenten. Genau so wie alle Kanzler der Weimarer Republik vor Hitler. So hatte es die Verfassung vorgesehen und dem Anschein nach war die Amtseinführung Hitlers nichts anderes als die Amtseinführungen vor ihm. Alles wirkte geradezu normal. Und Normalität – sicher auch Begeisterung, aber ganz gewiss nicht Revolution – erscheint in meinen Augen auch das, was die Bildberichterstattung des Illustrierten Beobachters vermittelt. Unter einem Titelfoto zu einer Revolution hätte ich mir etwas anderes vorgestellt.
b) Abbildung 3 (Illustrierter Beobachter, Folge 6/33 vom 11.2.1933)
Bildunterschrift links: „Der Reichspräsident am Fenster der Reichskanzlei.“ Bildunterschrift rechts: „Die Volksmenge begrüßt den Reichskanzler.“
Diese Normalität prägt nicht nur das Titelblatt der Ausgabe vom 11. Februar 1933. Sie setzt sich im Innenteil fort. Gerade mal drei Seiten widmet der „Beobachter“ dem „historischen Tag“. Zwei davon mit Portaitfotos der neuen Minister, eine Seite mit den obestehenden Bildern.
Zwei gleich große Fotos zeigen jeweils fast das gleiche Motiv: Links: Reichspräsident von Hindenburg am Fenster der Reichskanzlei, rechts Adolf Hitler an einem anderen Fenster der Reichskanzlei. Aus den Bildern nicht erkennbar, ob zwischen beiden Aufnahmen eine größere Zeitspanne liegt, oder sich Hitler und Hindenburg gleichzeitig am Fenster zeigten. Im unteren Drittel der Bilder sind jeweils eine größere Menschenmenge erkennbar. Wobei auffällt, dass bei dem Hitlerbild offenbar mehr Menschen versammelt sind und augenscheinlich auch begeisterter wirken.
Die Bildunterschriften scheinen diesen Eindruck zu bestätigen: Links lediglich die Bemerkung: „Der Reichspräsident am Fenster der Reichskanzlei.“ Rechts die Unterzeile: „Die Volksmenge begrüßt den Reichskanzler.“
Aufgenommen wurden die beiden Fotos wahrscheinlich in zeitlicher Nähe zur Amtseinführung Hitlers.
Aufmerken lässt die dick gedruckte Unterzeile unter beiden Bildern: Am Abend des 30. Januar fand in Berlin ein großer Fackelzug von SA, SS und des Stahlhelms vor Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler statt.
Davon gibt es im Illustrierten Beobachter allerdings kein einziges Foto. Die beiden Fensterbilder scheinen den Fackelzug jedenfalls nicht zu illustrieren. Zwar wird auch dort berichtet, dass Reichspräsident Hindenburg dem Fackelzug – mit einigem Unbehagen – vom Fenster aus zusah – allerdings nicht vom Fenster der Reichskanzlei. Diese Bilder zeigen jedoch in beiden Fällen das gleiche Gebäude – wahrscheinlich zwei verschiedene Fenster – mit großer Sicherheit kann man den Bildunterzeilen Glauben schenken, dass die Fotos Fenster der Reichskanzlei zeigen. Zwei Dinge halte ich an diesen beiden Fotos für bemerkenswert: Zum einen Hitler und Hindenburg zeigen sich nicht gemeinsam am Fenster. Das Zusammengehören der beiden Bilder wird erst durch ihr Nebeneinanderstellen deutlich. Sie werden erst durch redaktionelle Tätigkeit – Anordnung der Bilder, Versehen mit einer Bildunterzeile in einen gemeinsamen Kontext gestellt. Grundsätzlich könnte zwischen beiden Aufnahmen eine durchaus längere Zeitspanne liegen. Einzig die abgebildete Menschenmenge lässt den Rückschluss zu, dass beide Bilder wohl zusammengehören. Es erschien den Berichterstattern des „Illustrierten Beobachters“ offenbar von großer Bedeutung zu sein, dass auch der Reichspräsident in der Berichterstattung auftaucht. Für mich ein weiteres Indiz dafür, dass der grundsätzlich normale Verlauf der Amtsübernahme Hitlers im Vordergrund der Berichterstattung stehen sollte.
Auf das zweite bemerkenswerte Detail habe ich zuvor schon kurz hingewiesen. Dabei geht es weniger um etwas, was die Fotos zeigen, sondern um etwas, was nicht abgebildet ist. Die beiden Fotos zeigen nicht den abendlichen Fackelzug der SA. Verwunderlich ist das Fehlen dieses Fotos vor allem deshalb, weil der Illustrierte Beobachter sonst sehr gern und ausführlich von Aufmärschen und Umzügen berichtet. Warum dieses Bild vom Fackelzug fehlt, der im Rahmen von Dreharbeiten 1934 mit großem Aufwand nachgestellt wurde und seitdem als Symbol für die Machtergreifung stand – warum ein Bild vom Original also fehlt, kann nur vermutet werden. Für das Fotografieren eines solchen abendlichen Großereignisses war 1933 noch ein durchaus großer Aufwand erforderlich. Möglicherweise war der in kurzer Zeit für die Fotografen nicht zu bewältigen. In der Tat gibt es nahezu kein wirkliches Pressefoto von diesem Fackelzug. Erst die nachgestellten Fotos konnten später als Indiz gelten für die – dann schon propagandistisch als revolutionär verbrämten – historischen Ereignisse des 30.Januar 1933. Die Bildberichterstattung im direkten zeitlichen Umfeld des Amtsantritts Hitlers spricht dagegen eine andere Sprache. Sie stützt meines Erachtens eher die These, dass dieser Tag der Beginn eines Prozesses der Machtübernahme Hitlers und der NSDAP war.
4.2 „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933
4.2.1 Historischer Abriss
Das Präsidialregime auf dem Verordnungswege barg für Hitler auf die Dauer ein erhebliches Risiko. Es machte Hitler abhängig vom Reichspräsidenten, und es war nicht abzusehen, was geschehen würde, wenn der inzwischen 85-jährige Hindenburg einmal das Zeitliche segnen sollte. So sehr Hitler zunächst darauf bedacht war, der nationalsozialistischen Machteroberung den Anstrich der Legalität zu geben, so strebte er „aus taktischen Gründen auch danach, sein ‚Drittes Reich‘ propagandistisch wirkungsvoll in der deutschen Geschichte zu verankern und ihm die Legitimität der Nachfolge des ‚Zweiten Reiches‘ Bismarcks zu verleihen“[45]. Vor diesem Hintergrund ist die feierliche Inszenierung der Eröffnung des ersten Reichstags am 21. März in Potsdam zu sehen. Und: Hitlers NSDAP hatte bei der letzten Reichstagswahl am 5. März 43,9% der Stimmen erlangt und damit das Ziel der absoluten Mehrheit verfehlt. Die Partei war also auch weiterhin auf die DNVP angewiesen, die 8% erreichte. Um seine Position zu festigen, musste Hitler die konservativen Partner in Sicherheit wiegen und seine Seriosität unterstreichen[46].
Unter der Regie von Joseph Goebbels, der einige Tage vorher am 13. März zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ernannt worden war, wurde der „Tag von Potsdam“ in seiner politischen Symbolik bis in jede Einzelheit auf die Verbindung von nationalkonservativem Traditionsbewusstsein und nationalsozialistischem Revolutionswillen abgestellt. Hier sollte sich das „alte“ mit dem „neuen“ Deutschland versöhnen. Der Ort des Staatsaktes, die Garnisonkirche in Potsdam, war mit Bedacht gewählt worden: In dieser Traditionsstätte preußischer Geschichte hatte exakt zweiundsechzig Jahre zuvor Reichskanzler Otto von Bismarck den ersten Reichstag des „Zweiten Reiches“ eröffnet. Geladen waren unter anderem der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm mit Frau, Generäle des kaiserlichen Deutschlands, Kriegsveteranen, nationalsozialistische Parteigenossen, konservative Bündnispartner, SA-Führer, Reichswehroffiziere und Vertreter der Wirtschaft. Die Abgeordneten des neuen Reichstags bildeten die Kulisse.
Die Gäste wurden Zeuge einer „Rührkomödie“ (Friedrich Meinecke) ohne Beispiel, als der nationalsozialistische Reichskanzler Adolf Hitler dem greisen Generalfeldmarschall und Reichspräsidenten von Hindenburg, einer „Symbolfigur für die Mehrheit der Deutschen“, nach den eröffnenden Festgottesdiensten die Reverenz erwies[47]. Der Handschlag von Hitler und Hindenburg auf den Stufen der Garnisonkirche ging um die Welt. Dass am gleichen Tag die „Heimtückeverordnung“ erlassen wurde[48] und die Konzentrationslager Oranienburg und Dachau gegründet wurden[49], verdeutlicht nur den Zynismus des Inszenierung. Nach der Zeremonie in Potsdam kamen die Reichstags-Abgeordneten anschließend in der Berliner Kroll-Oper[50] zur konstituierenden Sitzung zusammen[51].
Die Verlogenheit der Szenerie wurde bereits zwei Tage später offensichtlich, als Hitler dem Reichstag das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“, das so genannte „Ermächtigungsgesetz“, vorlegte. Mit dem Gesetz wollte Hitler den bereits mit der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 kostituierten Ausnahmezustand „staasrechtlich formalisieren“[52]. Das „Ermächtigungsgesetz“ sollte der Regierung für vier Jahre das Recht geben, Gesetze, auch verfassungsändernde Gesetze, ohne Beteiligung des Reichstages und des Reichsrates zu erlassen. Außerdem sollte die bereits gängige Praxis der Polizei, „Schutzhaft“ gegen jedermann auch ohne Gerichtsentscheid zu verhängen, nachträglich legalisiert werden.
Die Abstimmung am 23. März in der Berliner Kroll-Oper stand „im Zeichen von Einschüchterung und Drohgebährden der vor dem und im Sitzungssaal aufmarschierten SA“[53]. Um das „Ermächtigungsgesetz“ „legal“ zu beschließen, musste Hitler noch zwei letzte Hürden nehmen. Nach Artikel 76 der Weimarer Reichsverfassung benötigten verfassungsändernde Gesetze eine Zweidrittelmehrheit, außerdem mussten mindestens „zwei Drittel der gesetzlichen Mitgliederzahl“ des Reichstags bei der Abstimmung anwesend sein. Da die 81 KPD-Abgeordneten zwangsweise von der Sitzung ferngehalten wurden und 26 SPD-Abgeordnete bereits verhaftet oder untergetaucht waren, behalf sich Reichstagspräsident Göring mit einem Geschäftsordnungstrick und berechnete unentschuldigt fehlende oder ausgeschlossenen Abgeordnete als „anwesend“ mit ein[54]. Um eine Zweidrittelmehrheit bei der Abstimmung sicherzustellen, verhandelte Hitler mit den Abgeordneten von Zentrum und BVP, die trotz vielfältiger Bedenken letztlich „in den den als unvermeidlich empfundenen Gang der Dinge“ einlenkten.[55] Während der Reichstags-„Debatte“ fand lediglich der SPD-Fraktionsvorsitzende Otto Wels vergleichsweise deutliche Worte[56]. Das „Ermächtigungsgesetz“ wurde mit 444 Ja-Stimmen gegen 94 sozialdemokratische Stimmen verabschiedet[57]; der Reichstag hatte sich selbst entmachtet.
4.2.2 Interpretation der fotografischen Quellen
a) Abbildung 4 (Berliner Illustrirte Zeitung, Sonderheft vom 21.3.1933)
Bildunterschrift: „Nach dem Festakt in der Garnisonkirche: Der Reichspräsident verabschiedet sich vom Reichskanzler“
Das Foto mit der Bildunterschrift „Nach dem Festakt in der Garnisonkirche: Der Reichspräsident verabschiedet sich vom Reichskanzler“ wurde neben zahlreichen anderen Fotos im Sonderheft der Berliner Illustrirten Zeitung „zu den Staatsfeierlichkeiten bei der Reichstagseröffnung am 21. März 1933″ wenige Tage nach dem Ereignis veröffentlicht. Das Foto existiert in verschiedenen Versionen und ging „millionenfach um die Welt“[58].
Die abgebildete Szene ereignete sich laut Zeitungsberichten auf den Stufen der Garnisonkirche. Vorne links im Bild ist Reichskanzler Adolf Hitler in dunklem Zivil zu sehen, der sich vor Reichspräsident Paul von Hindenburg (vorne rechts im Bild) verneigt und ihm die Hand reicht. Hindenburg trägt die mit zahlreichen Orden behängte Uniform eines kaiserlichen Generalfeldmarschalls. Die beiden Personen sind vom Oberkörper an aufwärts zu sehen. Hindenburg hat eine aufrechte Haltung inne und überragt Hitler um einen guten halben Kopf. Er macht einen würdevollen und „massiven“ Eindruck. Hitler wiederum wirkt durch seine schlichte Kleidung und die gebückte Haltung fast demütig und schüchtern. In der Bildmitte ist ein Soldat zu sehen, der wohl einige Meter hinter den beiden Personen steht und die Szene beobachtet. Hinter dem Soldaten wiederum ist eine Menge Schaulustiger zu erkennen, die gebannt und teils gelöst lächelnd die Begegnung verfolgen. Im Hintergrund schließlich befindet sich ein Gebäude.
Das Bild symbolisiert wie kaum ein anderes die Verbindung des „jungen“, nationalsozialistischen Deutschland mit der preußischen-deutschen Tradition. Die Öffentlichkeit wird Zeuge der „Versöhnung“ des radikalen Führers mit dem greisen Hindenburg, der für die bürgerlichen Deutschen wie kein anderer die alte Welt, das Preußentum der Kaiserzeit, verkörpert.
b) Abbildung 5 (Illustrierter Beobachter, Folge 12/33 vom 25.3.1933)
Bildunterschrift: „Reichspräsident von Hindenburg begrüßt den Reichskanzler Adolf Hitler“
Das mit der Bildunterschrift „Reichspräsident von Hindenburg begrüßt den Reichskanzler Adolf Hitler“ versehene Foto wurde im Illustrierten Beobachter vom 25. März 1933 veröffentlicht. Auf den ersten Blick ist hier die gleiche Szene wie auf dem zuvor unter 4.2.2.a besprochenen Foto zu sehen, die Aufnahme ist aber eindeutig zu einem anderen Zeitpunkt am gleichen Tag entstanden. Nach der Unterzeile zu urteilen, zu Beginn der Zeremonie.
Auch der Bildaufbau ist ein anderer. Zwar steht wiederum der Händedruck im Mittelpunkt – links Hitler, rechts Hindenburg, flankiert von Uniformierten. Eine Zuschauermenge ist diesmal nicht zu erkennen. Der Blickwinkel unterscheidet sich im Gegensatz zum anderen Foto dahingehend, dass die Szene nicht von der Seite, sondern von schräg hinten abgelichtet ist. Hitler und Hindenburg sind vollständig von Kopf bis Fuß zu sehen. Der Effekt – ob gewollt oder ungewollt – ist offensichtlich: Das Bild strahlt bei weitem nicht solch eine große Bedeutung aus wie das andere. Hindenburg trägt auf diesem Foto einen Mantel, er wirkt dadurch weitaus weniger würdevoll. Außerdem erscheint er nicht mehr väterlich groß auf Hitler herabblickend, sondern beide begegnen sich auf gleicher Höhe. Der größte Unterschied liegt jedoch darin, dass Hitler keine gebeugte, sondern eine aufrechte Haltung einnimmt.
Die symbolische Bedeutung der geradezu unterwürfigen Versöhnung des neuen Hitlerdeutschlands mit der preußischen Tradition, die in dem anderen Foto steckt, ist hier bei weitem nicht mehr so offensichtlich. Warum der Illustrierte Beobachter gerade dieses Foto abdruckte, kann nur vermutet werden. Vermutlich sollte die Berliner Illustrirte Zeitung eher das bürgerliche und Hindenburg-freundliche Millieu ansprechen. Der Illustrierte Beobachter hingegen richtete sich vornehmlich an Nationalsozialisten, die mit der symbolischen Unterwerfung ihres Führers unter preußische Traditionen sicher nicht so ohne weiteres einverstanden waren. So steht dieses Bild, ähnlich wie die „Fensterbilder“ vom 30. Januar 1933, eher dafür, dass Hitler nun offiziell die Macht im Staate innehat und als Reichskanzler natürlich vom Reichspräsidenten begrüßt werden muss. Es symbolisiert also eher die „Normalität“ im Dritten Reich.
c) Abbildung 6 (Berliner Illustrirte Zeitung, Sonderheft vom 21.3.1933)
Bildunterschrift: „Die erste Sitzung des Reichstags in der Kroll-Oper“
Das Foto zeigt laut Bildunterschrift eine Szene aus der „ersten Sitzung des Reichstags in der Kroll-Oper“ und erschien im Sonderheft der Berliner Illustrirten Zeitung zum „21. März 1933″. Es wurde offenbar von den oberen Rängen aus aufgenommen und zeigt den rechten (vom Betrachter aus gesehen den linken), vorderen Teil des Plenums. An der Stirnseite des Saals befindet sich in der Mitte das Rednerpult. Dahinter ist das Präsidium zu sehen, davor haben die Protokollare ihren Platz. Rechts neben dem Rednerpult befinden sich die Regierungsbänke, links die Bänke des Reichsrates. Dahinter prangt an der Wand in Überlebensgröße ein Hakenkreuz, das Symbol der Nationalsozialisten.
Der sichtbare Ausschnitt des Plenums, ungefähr vier bis fünf Reihen, ist voll besetzt. Zu sehen sind vor allem Abgeordnete von NSDAP und DNVP. Die Abgeordneten, größtenteils in Braunhemden, haben die Arme zum Hitlergruß erhoben. Lediglich am rechten Bildrand sind einige Zentrumsabgeordnete zu sehen, die den Gruß nicht zeigen. Die Regierungsmitglieder, ebenfalls in brauner Uniform, haben sich von ihren Plätzen erhoben und erwidern den Gruß. Die drei Präsidiumsmitglieder stehen zwar, halten ihre Arme jedoch gesenkt. An der hinteren Wand stehen gut 25 weitere Personen in einer Reihe, die ebenfalls nicht grüßen. Die Bänke des Reichsrates sind leer.
Das Bild hat eine klare Botschaft. Es zeigt die totale Beherrschung des Reichstags durch die Nationalsozialisten. Dass die Mehrheit der Abgeordneten anderen Parteien angehörte, ist für den Betrachter nicht ersichtlich – gezeigt wird schließlich nur ein Ausschnitt. Die Abgeordneten von BVP, SPD KPD und teilweise auch des Zentrums sind schlicht nicht zu sehen – die Opposition ist optisch schon „ausgeschaltet“. Die zum Hitlergruß gereckten Arme verstärken den Eindruck der totalen Macht der Nationalsozialisten nur noch, ebenso das riesige Hakenkreuz und die zahlreichen NS-Parteiuniformen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die besprochenen Bilder in erster Linie „Normalität“ im Sinne einer Versöhnung mit dem alten Preußen zum Ausdruck bringen. Hitler und die Nationalsozialisten werden hier durchweg positiv dargestellt, vom politischen Gegner ist nichts zu sehen. Die Bilder veranschaulichen eine entscheidende Etappe auf dem Weg Hitlers zur Festigung seiner Macht.
4.3 Der Kampf gegen die politischen Gegner
4.3.1 Historischer Abriss
Betrachtet man die Machtergreifung der NSDAP unter dem Gesichtspunkt einer Revolution, fragt man sich sogleich, was aus Gegnern eben dieser Revolution geworden ist. Aus heutiger Sicht ist diese Frage selbstverständlich geklärt, doch im Jahre 1933 bestand ein gewaltiger Unterschied zwischen Meinung und Meldung. Anders als die Juden, die in der Berichterstattung dieser Tage eine eher untergeordnete Rolle spielten – und wenn, dann nur als vermeitliche Klarstellung von Greuelpropaganda aus dem Ausland – , so wird im Kommunismus und Bolschiwismus ganz offen der zu bekämpfende Feind gesehen und dargestellt.
Im Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk vom 1. Februar 1933 wird sehr deutlich: Ihren Hauptfeind sehen die Regierungsparteien in den Linksparteien, vor allem im Kommunismus. Dort heißt es: „In einem unerhörten Willens- und Gewaltansturm versucht die kommunistische Methode des Wahnsinns, das in seinem Innersten erschütterte und entwurzelte Volk endgültig zu vergiften und zu zersetzen […]. […] 14 Jahre Marxismus haben Deutschland ruiniert. Ein Jahr Bolschewismus würde Deutschland vernichten.“[59]
Auch Heinrich August Winkler beschreibt die Kommunisten und die von Hitler mit ihnen in einen Topf geworfenen Sozialdemokraten als den größten Feind der NS-Bewegung. Er schreibt: „Antimarxismus bedeutete für die Nationalsozialisten nicht nur Kampf gegen die Diktatur des Proletariats, sondern gegen jede Art von selbständiger Arbeiterbewegung.“ Und weiter stellt Winkler fest: Die Vernichtung des Marxismus sei in den Augen der Nationalsozialisten die Grundlage für sozialen Frieden gewesen. „Und da erst die Demokratie den Marxisten freien Spielraum gegeben hatte, mußte diese Staatsform radikal beseitigt werden.“
Dies geschah nun auf unterschiedliche Art und Weise. Der Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 diente den Nationalsozialisten als Anlass den Reichspräsidenten zu veranlassen, eine sogenannte „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ zu erlassen, die Reichstagsbrandverordnung. Damit wurden praktisch die politischen Grundrechte der Weimarer Verfassung ausgesetzt und faktisch der Ausnahmezustand erklärt. Der Terror gegen politische Gegner verschärfte sich damit ein weiteres Mal. Schon in den Wochen zuvor richtete sich der nunmehr staatlich gedeckte Terror gegen politische Gegner. Da die Nationalsozialisten den Innenminister stellten, sowohl im Reich als auch in Preußen, verfügten sie über die Polizeigewalt. Nach der Reichstagsbrandverordnung verschärfte sich der Terror nocheinmal. Er richtete sich vor allem gegen Kommunisten, und es folgte eine gewaltige Verhaftungswelle.
Schuldige für den Reichstagsbrand hatte man schnell gefunden. Der Holländer Marinus van der Lubbe, Mitlgied der „Räte-Kommunisten“ wurde zur Hauptfigur eines beispiellosen Schauprozesses und einer regelrechten Kommunistenhatz im deutschen Reich. Doch nicht nur van der Lubbe stand wegen des Reichstagsbrandes vor Gericht. Auch die Bulgaren Wassil Taneff, Blagoi Popoff und Gregori Dimitroff, sowie der KPD-Abgeordnete Ernst Torgler wurden verhaftet. Sonderbarerweise wurden Torgler und Dimitroff später freigelassen, was an der These eines Komplotts von KPD und SPD Zweifel aufkommen lässt. Van der Lubbe jedoch wurde vor Gericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.
4.3.2 Interpretation der fotografischen Quellen
Als Titelbild des „Illustrierten Beobachters“ vom 4. März 1933 erscheint denn auch eine in ihrer Symbolik kaum zu übertreffende Illustration, die den Bolschiwismus in kaum klarer möglichen Form als Gegner, Feind und Bedrohung „enttarnt“.
a) Abbildung 7 (Illustrierter Beobachter, Folge 9/33 vom 4.3.1933)
Bildunterschrift: „Schluß mit Rotmord wählt Liste 1
Vordergründig betrachtet versetzt hier ein SA-Mann – erkennbar an der Armbinde mit Hakenkreuz – einem Mann einen rechten Haken und trifft ihn genau am Kinn. Betrachtet man dieses Bild jedoch tiefergehend, wird viel über die Meinung des „Illustrierten Beobachters“ über die Bolschiwisten deutlich, denn als Bolschiwist ist der Mann eindeutig an der Tätowierung auf seinem rechten Handrücken – fünfzackiger Stern mit Hammer und Sichel – zu erkennen.
Der gewaltige rechte Schwinger trifft die Person am Kinn – und an was für einem! Das Gesicht des Geschlagenen ist an Grobschlächtigkeit kaum zu überbieten. Das Kinn ist breiter als die Faust des Schlagenden und macht einen massiven Eindruck, dennoch trifft der Schlag mit einer so offensichtlichen Wucht, das der Geschlagene so sehr die Augen verdreht, dass nur noch das Weiße in ihnen sichtbar ist. Technisch gesehen wird an Augen die Intelligenz und Stimmung der Person erkannt. Bei diesem Gesicht kann man auf die Stimmung zwar schließen, aber von Intelligenz ist keine Spur zu sehen. Es ist alles in allem wuchtig, bullig, ja nahezu primitiv. Die Wangenknochen stehen deutlich hervor, die Nase ist breit und wulstig. Lippen sind fast kaum zu erkennen, dafür aber eine Reihe schmutziger Zähne. Die Stirn flieht nach hinten und rundet das gesamte Bild ab: Hier wird ein Höhlenmensch dargestellt. Ein primitiver Vorzeitmensch, der mehr durch Instinkt denn durch Intelligenz angetrieben wird, und dem auf jede erdenkliche Art widerstanden werden muss.
Der scheinbaren Ehrlichkeit und Ehrhaftigkeit, die dem Faustschlag zugrunde liegt – gerade heraus und ohne Hinterlist – steht die Darstellung des Messers in der rechten Hand des Geschlagenen entgegen. Dieses Messer wurde vor dem Schlag mit der Klinge nach unten gehalten. Als wäre es für einen heimtückischen Meuchelmord bestimmt gewesen. Die verkrampfte Hand des Geschlagenen rundet das Bild des triebhaften, von purer Mordlust getriebenen Barbaren ab. Auch die Kleidung der Person trägt zum Bild des verwahrlosten Wilden bei. Ein Schal oder Tuch, das als Fetzen um seinen Hals gebunden ist, war vom Illustrator wahrscheinlich in Rot geplant worden, aus drucktechnischen Gründen aber nur Grau wiedergegeben worden.
Ich möchte aber noch einmal auf das Messer in der Hand des Mannes eingehen. Am Ende des ersten Weltkrieges kam die sog. „Dolchstoßlegende“ auf. Mit ihr wird die Novemberrevolution, die mehrheitlich von Kommunisten und Sozialdemokraten initiiert wurde, für die Niederlage im Krieg verantwortlich gemacht. Deutschland sei im Feld nicht besdiegt worden, sondern hiinterrücks in der Heimat. Die Novemberrevolution hätte somit dem Kaiserreich den Dolchstoß versetzt. Der Nationalsozialismus macht nun Schluss damit, suggeriert diese Karrikatur, sofern man ihn unterstützt, indem NSDAP – Liste 1 wählt.
In der Berliner Illustrirten Zeitung wurde zum Verhör van der Lubbes eine Seite mit zahlreichen Fotografien abgedruckt.
b) Abbildung 8 (Berliner Illustrirte Zeitung, 15/33 vom 16.4.1933)
Seitentitel: Der Reichstagsbrandstifter wird im Reichstag verhört
Im Zuge des Prozesses gegen den mutmaßlichen Reichstagsbrandstifter Marinus van der Lubbe erschien in der BIZ ein Bildbericht mit sechs Fotografien.
Van der Lubbe wird zunächst einmal gründlich und von allen Seiten Fotografiert. Die einzelnen Fotorgaphien wirken wie eine Momentaufnahme, als seien sie alle im gleichen Augenblick aufgenommen worden, denn sie zeigen van der Lubbe in immer der selben Pose. Er sitzt leicht nach vorne gebeugt auf einem Stuhl, hat das linke über das rechte Bein geschlagen und macht einen eingeschüchterten Eindruck. Seine Hände liegen neben seinen Schenkeln auf dem Stuuhl und sein Haar ist ungekämmt und wirr. Alles in allem macht er auf den Fotografien einen jämmerlichen Eindruck, der auch im Begleittext bestätigt wird. Er spreche „mit tiefer, gurgelnder Stimme […]“ und ähnle einem „jungen russischen Bauern […]“. Gleichzeitig wird allerdings auch seine Art, sich im Verhör zu präsentieren beschrieben. Er gäbe sich „[..] durchaus überlegt [..]“, diskutiere „schlagfertig […]“ und verriete „keine Furcht. […]“. Er sei ein „Fanatiker, der ganz in seine verbrecherische Ideenwelt eingesponnen […]“ sei.
Auf den Wert als Quelle untersucht, lässt sich andieser Zeitungsseite und der Bilderserie sehr gut die Differenz zwischenBildsprache und Begleittext herausstellen. Ohne begleitenden Text wäre van der Lubbe als verwirrter oder verrückter junger Mann zu deuten, der gar nicht in der Lage wäre, das ihm vorgeworfene Verbrechen auch nur zu verstehen. Der Begleittext hingegen präsentiert eine völlig andere Person. Zwar wird sie beschrieben, sodass sich der Leser evtl. ein Bild machen kann, dass sich dem tatsächlichen, auf den Fotografien abgebildeten van der Lubbe annähert, lässt sie aber gleichzeitig als überlegt und souverän und vor allem im Vollbesitz sämtlicher geistigen Kräfte erscheinen. So kann auch das Verbrechen als geplanter Anschlag und nicht als mögliche Amoktat dargestellt werden.
Als Quelle lässt sich somit diese Fotografien nicht heranziehen. Die Interpretationsmöglichkeiten sind mannigfaltig, aber in ihrer Interpretationsmöglichkeit durch den Text zu stark eingeschränkt und beeinflußt.
An den Reichstagsbrand schloß sich eine Verhaftungswelle vorrangig gegen Kommunisten an. In den folgenden Wochen gab es in ganz Deutschland mehrere Verletzte und Tote nach Versammlungen der KPD, was hauptsächlich auf den Einsatz einer neuen aus SA, SS und Stahlhelm-Kräften zusammengesetzten Hilfspolizeitruppe Görings zurückzuführen ist. Die Notverordnung, die als Resultat aus dem Reichstagsbrand hervorging, bot mit der Klausel zur Schutzhaft der NSDAP ein geeignetes Mittel, innenpolitische Gegner zu beseitigen. Allerdings führte die Zahl der Verhafteen schnell zu einem Engpass an geeigneten Verwahrungsmöglichkeiten, sodass ab Anfang März die ersten Konzentrationslager in Dachau und Oranienburg entstehen.
Die Entstehung dieser Lager und die sich verändernde Atmosphäre in Deutschland ist natürlich auch im Ausland wahrgenommen und in Publikationen verarbeitet worden. Die NSDAP hat diese Zeitungsberichte immer wieder aufgegriffen und als jüdische Greuelpropaganda dargestellt. Auch im „Illustrierten Beobachter“ sind Veröffentlichungen zu eben diesem Thema abgedruckt, die mit vielen Fotografien dem Leser verdeutlichen sollen, dass an dieser Art der Berichterstattung durch das Ausland nichts dran ist.
Am 8.4.1933 erschien im „Illustrierten Beobachter“ z. B. ein doppelseitiger Artikel unter der Überschrift „Hinter schwedischen Gardinen“. Der Artikel berichtet aufmehreren Seiten darüber, wie ausländischen Journalisten die möglichkeit geboten wurde, sich direkt vor Ort in den Haftanstalten über die Haftbedingungen zu informieren.
c) Abbildung 9 und 10 (Illustrierter Beobachter, Folge 14/33 vom 8.4.1933)
Seitentitel: Hinter schwedischen Gardinen
Auf dieser Doppelseite sind Fotografien abgedruckt, die laut Bildunterschrift Journalisten der ausländischen Presse bei einem Ortstermin in Berliner Internierungsanstalten zeigen.
Auf der linken Seite oben ist eine Pressekonferenz abgelichtet worden, in der laut Begleittext Reichsinnenminister Göring die „[..] Greuelmeldungen der jüdischen Auslandspresse [..]“ zurückweist. Die Aufnahme ist in einem Saal gemacht, in dem vor einem überlebensgroßem Bild des letzten deutschen Kaisers der Minister Göring und mehrere andere Personen stehend offenbar eine Erklärung abgeben. Dieses erinnert ein wenig an eine Urteilsverkündung vor Gericht. Im Vordergrund sieht man eine Reihe von Personen, von denen der Leser in diesem Zusammenhang davon ausgeht, dass sie die ausländischen Journalisten sind. Explizit erkennbar sind sie jedoch nicht. Auch hier wird, wie schon beim vorherigen Bild deutlich, wie sehr Fotografie und Text aneinandergekoppelt sind.
Auf dem unteren Bild der linken Seite sieht mann dann Personen, die sich auf einem Gefängnissgang drängen und in mehrere geöffnete Zellen blicken. Die symbolische Aussage dieses Bildes ist klar: Nichts wird verheimlicht, der ganzen Welt wird hier das Recht gegeben, an der Inspektion der Gefängnisse teilzuhaben. Eine Regierung, die der Presse – insbesondere der ausländischen Presse – das Recht gewährt, ihre Haftanstalten zu betreten, kann nichts zu verbergen haben. Insofern muß jegliche Anschuldigung falsch sein.
Die zweite Seite führt diese Linie fort. Gleich das erste Bild zeigt eine Gruppe von Männer im Gespräch. Sie tragen ausnahmslos Mäntel, einige Hüte und ein einzelner eine Aktentasche. Anhand dieser Kleidungsstücke ist niemand als Sträfling zu identifizieren, und ohne eine begleitende Bildunterschrift könnte der Leser sämtliche abgebildeten Herren für diskutierende Journalisten halten, die sich über ihre Eindrücke austauschen. Die Unterschrift des Bildes sagt jedoch etwas anderes aus. Hier werden drei der Personen als die „[…]Kommunisten Torgler, Ossietzky und Renn“ vorgestellt. Bei diesen drei Herren handelt es sich also um Gefangene, die mit Journalisten reden. Wie schon erwähnt ist niemand durch seine Kleidung als Gefangener zu erkennen, und anders als auf den Bildern des Verhöres von Marinus van der Lubbe, der auf jenen bildern eine Sträflingsuniform trägt, wird hier durch die scheinbar Möglichkeit, eigene Kleidung zu tragen und sich damit zwanglos verhalten zu könen eine gewisse Freiheit und Ungezwungenheit vermittelt. Dieser Eindruck verstärkt sich vor dem Hintergrund der Schutzhaftklausel der Notverordnung, da die Gefangenen ja nicht aufgrund von Verbrechen eingekerkert, sonder zum Schutz vor Ausschreitungen aufgebrachter Bürger in Verwahrung genommen wurden. Die Regierung schützt ihre Opposition vor der Wut des Volkes! Dies ist die Aussage, die solch ein Bild macht, und solch eine Aussage kann ein solches Bild nur in Verbindung mit einer geeigneten Bildunterschrift machen, da die Interpretation ja in eine bestimmte Richtung gelenkt werden soll.
Auch das untere Bild auf dieser Seite erhebt diesen Anspruch. Es zeigt verhaftete Kommunisten bei ihrem täglichen Spaziergang auf dem Gefängnishof – so die Bildüberschrift. Auch diese Personen tragen Zivilkleidung und können sich frei im Hof bewegen. Ein einzener Polizist steht in der hinteren Ecke und hält Wache. Man kann insgesamt 14 Gefangene erkennen, die ohne Gedränge auf dem Hof ihre Runden ablaufen. Alles sieht friedlich und ruhig aus, da auch keinerlei Waffen sichtbar sind.
Am herausragendsten auf der gesamten Doppelseite ist allerdings das rechte Bild der zweiten Seite und auf dieses möchte ich hier gesondert eingehen.
d) Abbildung 11 (Illustrierter Beobachter, Folge 14/33 vom 8.4.1933)
Dieses Bild zeigt einen Blick in einen Raum, der offensichtlich eine Gefängniszelle ist. Das Fenster ist vergittert und der Raum selbst ist schummrig. Im Vordergrund sieht man einen Mann mit Halbglatze, der mit dem Gesicht zum Fenster gerichtet ist. Er trägt eine dunkle Jacke, sodaß man ausser seinen Konturen im halbdunkel nichts erkennen kann. Bis hierhin sagt ds Bild nur eines aus: Mann in einer Zelle. Doch mit der Bildunterschrift wird deutlich, wie sehr die Aussage des Bildes beeinflußt werden kann. Die Bildunterschrift besteht aus zwei Teilen. Der erste lautet: „Blick in die Zelle des Kommunistenführers Thälmann [..]“. Hier wird also Ernst Thälmann denjenigen Lesern vorgestellt, die ihn bis jetzt noch nicht erkannt haben. In Anbetracht des halbdunklen Raumes werden das wohl die meisten Leser sein. Die Bildunterschrift sagt, dies sei Thälmann, also muß es Thälmann sein. Wieso sollte das nicht wahr sein, man kann ihn doch sehen?!
Auch der zweite Teil der Bildunterschrift, den ich ganz bewußt bis hierhin noch nicht erwähnt habe, ist im gleichen Maße beeinflussend: „[..] der sich eines ausgezeichneten Wohlbefindens erfreut“. Es geht ihm also gut! Die ausländische Presse hat auch hier völlig daneben gelegen, sollte sie über Mißhandlungen und Willkür geschrieben haben. All diese Interpretationen sind in diesem Zusammenhang nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern liegen förmlich auf der Hand. Dem Leser wird mit der Bildunterschrift ein Verständnis der Situation aufgezwungen, ohne dass es als solches im ersten Moment sichtbar ist. Das Zusammenspiel von Bild und Bildunterschrift wird an dieser Fotografie meiner Meinnug nach deutlicher als bei allen anderen Beispielen, wird hier doch die direkte Abhängigkeit des Bildverständnisses vom begleitenden Text sichtbar. Auch wird hieran deutlich, wie wenig gewicht eigentlich auf dem Bild als Quelle liegt. Dieses Bild ist so dermaßen austauschbar, dass es für jeden Zweck und für jede Person anzuwenden sein könnte. In diesem Falle stellt es Thälmann gesund in seiner Zelle dar. Es könnte jedoch auch – an anderem Ort und zu anderer Zeit verwendet – Picasso auf seinem Dachboden auf der Suche nach einem Terpentin-Topf darstellen. Die Liste ließe sich hier fortführen.
Die Beispiele, die ich in diesem Kapitel vorgestellt habe, haben in der Summe ihrer Teile eines gemeinsam: Die Aussage wird nicht durch die Fotografie gemacht, sondern durch die begleitenden Texte. Die stärkste symbolische Aussage hat dabei das Titelbild des „Illustrierten Beobachters“ mit dem Thema „Rotmord“. Hier wird zwar weitgehend auf Text verzichtet, doch allein im Begriff „Rotmord“ liegt genug eigene Dynamik, damit der Leser auf eine Fährte gebracht wird. Alle anderen Beispiele setzen auf das Zusammenspiel von Bild und Text und verdeutlichen die Abhängigkeit des Bildes vom Text.
Die in diesem Kapitel vorgestellten Fotografien haben eines gemeinsam: Sie erheben den Anspruch, Normalität abzubilden. Normalität in Bezug auf den Umgang der Neuen Regierung mit den politischen Gegnern, Inhaftierten und Verbrechern. Nichts sollte dem Leser den Eindruck vermitteln, die neue Regierung würde mit übermäßiger Härte gegen kritische oder unliebsame Gegner vorgehen. Statt dessen sollten die Bildberichte wohl eher den Zweck erfüllen, die Bevölkerung derart zu beruhigen, dass man die Qualität einer Regierung darin ablesen könne, wie sie mit ihren Gefangenen umgehe.
5. Schlussbemerkung
Anhand der verwendeten Fotografien können wir feststellen, dass die „Machtergreifung“ der NSDAP als Prozess anzusehen ist. Damit unterstützen wir die These einer Mehrheit von Autoren, die ebenfalls der Darstellung einer umsturzhaften Machtergreifung widersprechen.
Die Ereignisse um den 30.Januar 1933 stellen keinen absoluten Bruch innerhalb des politischen Systems dar. Das lassen auch die von uns verwendeten Fotografien aus der Bildberichterstattung illustrierter Zeitungen erkennen. Die Nationalsozialisten versuchten offenbar nach außen den Eindruck von Normalität zu erwecken.
Das haben wir anhand von drei zentralen Themenfeldern deutlich gemacht: Der eigentliche Tag der Machtübernahme Hitlers – der 30. Januar 1933 – hatte den Charakter eines Regierungswechsels, wie er zuvor schon einige Male stattfand. Auf eine Revolution deutete jedenfalls an diesem Tag wenig hin.
Der Tag von Potsdam stellt eine Versöhnung mit den Prinzipien des alten Preußen dar. Ein Bruch war offenbar nicht gewollt.
Schließlich der Umgang mit den politischen Gegnern: Gewiss, der Terror nahm nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ungekannte Ausmaße an. Nach außen sollte das aber offenbar nicht dringen, denn die Nationalsozialisten legten auch hier in der Bildberichterstattung größten Wert auf den Anschein von Normalität und humaner Behandlung der Gefangenen.
Insgesamt konnten wir feststellen, dass die Fotografien in der von uns untersuchten Zeitspanne der ersten Jahreshälfte 1933 eher darauf schließen lassen, dass es sich bei der Machtübernahme der NSDAP um den Beginn eines länger währenden Prozesses handelte – natürlich immer im Bewusstsein, dass durch die Auswahl der in der Presse veröffentlichten Fotografien bereits eine bestimmte Interpretation der Geschichte vermittelt wurde.
6. Bibliographie
6.1 Quellen
Berliner Illustrirte Zeitung, Hrsg.: Ullstein-Verlag, Berlin 1933.
Studt, Christoph (Hrsg.): Das Dritte Reich. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1933-1945, München 1998.
Wulf, Joseph: Presse und Funk im Dritten Reich. Eine Dokumentation, Berlin 1983.
6.2 Literatur
Benz, Wolfgang: Geschichte des Dritten Reiches, München 2000.
Borchardt, Knut: Wachstum, Krisen, Handlungsspielräume der Wirtschaftspolitik, Göttingen 1982.
Bracher, Karl Dietrich (Hrsg.): Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtzerfalls in der Demokratie, Stuttgart 1955.
Bracher, Karl Dietrich / Funke, Manfred / Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Die Weimarer Republik 1918-1933. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Bonn 1998.
Bracher, Karl Dietrich: Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie. Düsseldorf, 1984.
Conze, Werner: Die politischen Entscheidungen in Deutschland 1929-1933, in: Conze, Werner / Raupach, Hans (Hrsg.): Die Staats- und Wirtschaftskrise des Deutschen Reichs 1929/33, Stuttgart 1967.
Czichon, Eberhard: Wer verhalf Hitler zur Macht? Zum Anteil der deutschen Industrie an der Zerstörung der Weimarer Republik. Köln, 1972.
Eschenhagen, Wieland (Hg.): Die „Machtergreifung“. Tagebuch einer Wende nach Presseberichten vom 1. Januar bis 6. März 1933. Darmstadt 1982.
Ferber, Christian (Hrsg.): Berliner Illustrirte Zeitung. Zeitbild, Chronik, Moritat für Jedermann 1892-1945, Berlin 1982.
Frei, Norbert / Schmitz, Johannes: Journalismus im Dritten Reich, München 1999.
Hildebrand, Klaus: Das Dritte Reich, München 1995.
Holtfrerich, Carl-Ludwig: Alternativen zu Brünings Wirtschaftspolitik in der Weltwirtschaftskrise, Wiesbaden 1982.
Knopp, Guido: Hitler. Eine Bilanz. Berlin, 1995.
Kolb, Eberhard: Die Weimarer Republik, München 2000.
Möller, Horst: Die nationalsozialistische Machtergreifung – Konterrevolution oder Revolution? In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1/1983, S.25-51.
Mommsen, Wolfgang J.: Die Flucht in den Führerstaat, in: Stern, Carola / Winkler, Heinrich August (Hrsg.): Wendepunkte deutscher Geschichte 1848-1990, Frankfurt am Main 1994.
Nolte, Ernst: Streitpunkte. Heutige und künftige Kontroversen um den Nationalsozialismus. Berlin, Frankfurt/Main, 1993.
Schönhoven, Klaus: Strategie des Nichtstuns? Sozialdemokratischer Legalismus und kommunistischer Attentismus in der Ära der Präsidialkabinette. In: Winkler, Heinrich August: Die deutsche Staatskrise 1930 – 1933. Handlungsspielräume und Alternativen. München, 1992, S. 59 – 108.
Schulze, Hagen: Kleine deutsche Geschichte, München 1996.
Thamer, Hans-Ulrich: Das Dritte Reich. Interpretationen, Kontroversen und Probleme des aktuellen Forschungsstandes, in: Bracher, Karl Dietrich / Funke, Manfred / Jocobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn 1993.
Trumpp, Thomas: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Bracher, Funke, Jacobson (Hg.): Nationalsozialistische Diktatur. 1933-1945. Eine Bilanz. Düsseldorf, 1983, S. 132 – 154.
Turner, Henry Ashby, jr.: Faschismus und Kapitalismus in Deutschland. Studien zum Verhältnis zwischen Nationalsozialismus und Wirtschaft. Deutsche Übersetzung. Göttingen, 1972.
Tyrell, Albrecht: Auf dem Weg zur Diktatur: Deutschland 1930 bis 1934, in: Bracher, Karl Dietrich / Funke, Manfred / Jocobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Deutschland 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft, Bonn 1993.
Weisbrod, Bernd: Die Krise der bürgerlichen Gesellschaft und die Machtergreifung von 1933, in: Wehler, Hans-Ulrich (Hrsg.): Scheidewege der deutschen Geschichte, München 1995.
Wendt, Bernd Jürgen: Das nationalsozialistische Deutschland, Berlin 1999.
Wilke, Jürgen / Noelle-Neumann, Elisabeth: Pressegeschichte, in: Noelle-Neumann, Elisabeth u.a. (Hrsg.): Fischer Lexikon Publizistik Massenkommunikation, Frankfurt am Main 1994.
Winkler, Heinrich August: Deutsche Geschichte vom Ende des Alten Reiches bis zum Untergang der Weimarer Republik, München 2000.
Wippermann, Wolfgang: Umstrittene Vergangenheit. Fakten und Kontroversen zum Nationalsozialismus, Berlin 1998.
Zitelmann, Rainer: Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs. Stuttgart, 1989.
6.3 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 (Berliner Illustrirte Zeitung, 17/33 vom 30.4.1933)
Abbildung 2 (Illustrierter Beobachter, Folge 6/33 vom 11.2.1933)
Abbildung 3 (Illustrierter Beobachter, Folge 6/33 vom 11.2.1933)
Abbildung 4 (Berliner Illustrirte Zeitung, Sonderheft vom 21.3.1933)
Abbildung 5 (Illustrierter Beobachter, Folge 12/33 vom 25.3.1933)
Abbildung 6 (Berliner Illustrirte Zeitung, Sonderheft vom 21.3.1933)
Abbildung 7 (Illustrierter Beobachter, Folge 9/33 vom 4.3.1933)
Abbildung 8 (Berliner Illustrirte Zeitung, 15/33 vom 16.4.1933)
Abbildung 9 und 10 (Illustrierter Beobachter, Folge 14/33 vom 8.4.1933)
Abbildung 11 (Illustrierter Beobachter, Folge 14/33 vom 8.4.1933)
Fußnoten:
[1] vgl. die Darstellung von Eberhard Kolb: Die Weimarer Republik, S. 134 ff.
[2] Das zumal Hindenburg ohnehin bei einem Ausbruch von Unruhen mittels Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung ermächtigt gewesen wäre, den Befehl über die preußische Polizei zu übernehmen.
[3] Bracher, S.525.
[4] Bracher, S.524.
[5] Winkler: Die deutsche Staatskrise 1930-1933.
[6] Kolb in Winkler, S.103.
[7] Schönhoven in Winkler, S.73.
[8] vgl. zum Begriff der „Agententheorie“ u.a. die Darstellung von Klaus Hildebrand in: Das Dritte Reich, S.123 ff.
[9] Czichon, S.52.
[10] Czichon, S.54.
[11] Turner; S. 25.
[12] ebd.
[13] Trumpp in Bracher/Funke/Jacobson, S. 149. Als eine der Haupteinnahmequellen führt Trumpp beispielsweise die Eintrittsgelder bei den Großveranstaltungen an, auf denen z. B. Hitler gesprochen hat.
[14] Trumpp; S.151.
[15] Knopp, S.20.
[16] Knopp, S.69.
[17] Knopp, S.17.
[18] ebd.
[19] Zitelmann, S.31.
[20] Nolte, S.125.
[21] Wippermann, S.67.
[22] Zitelmann, S.91. Das Hitlerzitat entnimmt Zitelmann aus den Erinnerungen von Horst Frank, die er im Nürnberger Justizgefängnis verfasst hat.
[23] Möller, S.47.
[24] Bracher 1955, S.335.
[25] ebd., S.462.
[26] Wippermann, S.13.
[27] Conze, S.233.
[28] Kolb, S.214 f.
[29] Borchardt, S.170.
[30] Holtfrerich, S.25.
[31] Kolb, S.221.
[32] ebd., S.230.
[33] ebd., S.230 f.
[34] Schulze, S.198.
[35] Tyrell, S.15.
[36] ebd., S.19 f.
[37] Wilke/Noelle-Neumann, S.434.
[38] vgl. Ferber.
[39] Frei/Schmitz, S.75.
[40] ebd., S.77.
[41] Wehlau, Kurt: Das Lichtbild in der Werbung für Politik, Kultur und Wirtschaft. Würzburg, 1939, S.62. Zit. nach: Weise, Bernd: Pressefotografie als Medium der Propaganda, S.142.
[42] Für die Ereignisdarstellungen stütze ich mich vor allem auf: Albrecht Tyrell: Auf dem Weg zur Diktatur: Deutschland 1930 – 1934; Martin Broszat: Die Machtergreifung. Der Aufstieg der NSDAP und die Zerstörung der Weimarer Republik, sowie Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich.
[43] zit. nach Hildebrand, S.3. Mit dieser Bemerkung wies von Papen Bedenken, die von konservativer Seite kamen zurück. Sowohl für inländische als auch ausländische Beobachter erschien das offenbar auch durchaus glaubhaft.
[44] Tyrell, S.15.
[45] Wendt, S.37.
[46] Hildebrand, S.4.
[47] ebd.
[48] Mit der von Reichspräsident Hindenburg erlassenen „Verordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe auf die Regierung der nationalen Erhebung“, der so genannten „Heimtückeverordnung“, wurde die „Reichstagsbrandverordnung“ vom 28. Februar ergänzt (Hildebrand 1995: 3).
[49] Das Konzentrationslager Oranienburg wurde am 21. März 1933 von der SA-Standarte 208 auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei errichtet. Am gleichen Tag gründete Heinrich Himmler in Bayern das Konzentrationslager Dachau in einer verlassenen Munitionsfabrik. Während dessen entstanden außerdem zahlreiche „wilde“, d.h. von der SA kontrollierte Konzentrationslager. Die Zahl der Inhaftierten stieg allein in Preußen bis April auf über 25.000 an.
[50] Die Kroll-Oper lag auf der Westseite des Ludwig-Persius-Platzes gegenüber dem Reichstag und war ursprünglich eine Berliner Vergnügungsstätte. Das Gebäude wurde seit dem Reichstagsbrand als Tagungsort des Parlaments genutzt und hatte Symbolwert, schließlich erfüllte der Reichstag nach dem Ermächtigungsgesetz „nur noch die theatralischen Funktionen von Applaus und Chorgesang zur Huldigung der Macht des Diktators“ (Benz 2000: 25).
[51] Benz, S.25.
[52] ebd., S.24.
[53] Wendt, S.38.
[54] ebd., S.38.
[55] Hildebrand, S.4. Dabei leitete sie die Überlegung, dass man nicht durch Ablehnung und Verweigerung, sondern nur durch Zustimmung und Mitarbeit Einfluss auf die Regierung nehmen und Schlimmeres verhüten könne. Vor allem erhoffte man sich, den eigenen Parteiapparat zu retten und persönliche Schäden von den Parteimitgliedern abwenden zu können. Das Zentrum begründete seine Zustimmung außerdem mit den vermeintlichen Zugeständnissen des Regimes an die katholische Kirche.
[56] Otto Wels: Reichstagsrede vom 23. März 1933, in: Studt 1998.
[57] Das für vier Jahre vorgesehene Gesetz wurde mehrfach verlängert. Der mit ihm verhängte Ausnahmezustand blieb bis zum Ende des Dritten Reiches im Mai 1945 Verfassungswirklichkeit in Deutschland.
[58] Wendt, S.38.
[59] Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk, 1. Februar 1933. Zitiert nach Dokumente in: Eschenhagen, Wieland (Hg.): Die „Machtergreifung“. Tagebuch einer Wende nach Presseberichten vom 1. Januar bis 6. März 1933. Darmstadt 1982.