Der Sender Freies Berlin – auf dem Weg zur Zwei-Länder-Anstalt?

Bestandsaufnahme und Perspektiven einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt

Hausarbeit zum Seminar „Die ARD und ihre Landesrundfunkanstalten – ein Vergleich“
Dozent: Prof. Dr. Günther von Lojewski
Freie Universität Berlin, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
WS 2000/2001

vorgelegt von Tobias Jaecker

Gliederung:

I. Einleitung
II. Die Geschichte des SFB
II.1 Gründung
II.1.a Rechtsgrundlagen
II.1.b Organisation
II.2 Programmentwicklung
II.2.a Hörfunk
II.2.b Fernsehen
II.3 Deutsche Einheit und Neuordnung des Rundfunks
III. Die jüngste Entwicklung des SFB
III.1 Intendanz und Verwaltung
III.2 Hörfunk
III.2.a 88Acht!
III.2.b SFB 4 MultiKulti
III.2.c InfoRadio
III.2.d *radio kultur
III.2.e Radio EINS
III.2.f Fritz
III.2.g Radio 3
III.3 Fernsehen
III.3.a Gemeinschaftsprogramm „Das Erste“
III.3.b Das „Dritte“ Fernsehprogramm B1
III.4 „Neue Medien“
III.5 ARD-Kooperation
III.6 Finanzen
IV. Quo vadis, SFB?
V. Fazit
VI. Bibliographie

I. Einleitung

Seit der deutschen Wiedervereinigung im Jahre 1990 ist dem Sender Freies Berlin (SFB) keine ruhige Minute mehr vergönnt. Nachdem der Plan einer ostdeutschen Mehrländer-Anstalt 1991 scheiterte, wurde der SFB zu einem Kraftakt verplichtet: Zu einer weit reichenden Kooperation mit der Nachbaranstalt Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB). Obgleich die in den folgenden Jahren aufgebaute Zusammenarbeit als vorbildlich galt, war der SFB – wie die anderen „kleinen“ ARD-Anstalten ORB, Saarländischer Rundfunk (SR) und Radio Bremen (RB) auch – immer wieder Angriffen ausgesetzt. So stellten die „großen“ Landesrundfunkanstalten den ARD-Finanzausgleich in Frage, und von politischer Seite wurde den kleineren Anstalten empfohlen, sich doch auf ihre „Kernaufgaben“ – wie auch immer diese lauten mögen – zu konzentrieren.

Für den SFB waren diese Angriffe ungewohnt. Durch die Insellage Berlins zu Zeiten der deutschen Teilung war der viertkleinsten [1] Landesrundfunkanstalt in der ARD zuvor noch eine finanzierenswerte Sonderstellung zugebilligt worden. Mit einem mal nun musste sich der SFB gegen ein ganzes Heer von Kritikern behaupten und tief greifende Reformen einleiten: Finanzielle Einsparungen, Personalabbau, Umstrukturierungen sowie eben jenes Kooperationsmodell mit der Brandenburger Nachbaranstalt.

In vorliegender Arbeit möchte ich zum einen eine Bestandsaufnahme des SFB vornehmen. Wie ist die Geschichte der Rundfunkanstalt verlaufen, in welche Richtung hat sie sich reformiert, welches Gesicht hat der SFB heute? Im Anschluss daran soll die jüngste Entwicklung des Senders dargestellt werden, aus der sich womöglich bereits Perspektiven für die Zukunft ableiten lassen. Ob dabei die Schaffung einer Zwei-Länder-Anstalt, wie im Titel der Arbeit bereits angedeutet, eine reale Möglichkeit ist, wird noch aufgezeigt und begründet werden müssen.

Die Literatur zum Thema ist dünn gesät, so dass sich meine Recherche zum größten Teil auf Jahrbücher, Rechenschaftsberichte und Zeitungsartikel erstreckt. Dies sollte dem Erkenntnisgewinn jedoch keinen Abbruch tun, denn eben diese Dokumente existieren en masse. Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen.

II. Die Geschichte des SFB

II.1 Gründung

Der Sender Freies Berlin (SFB) wurde am 12. November 1953 durch Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses mit dem „Gesetz über die Errichtung einer Rundfunkanstalt Sender Freies Berlin“ gegründet (Bentele/Kratzsch 1988: 221). Die Rundfunkanstalt übernahm die Berliner Einrichtungen des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), der bislang für die Rundfunkversorgung Berlins zuständig gewesen war, sowie 264 Mitarbeiter des Berliner Funkhauses. [2]

Am 14. September 1954 trat der SFB der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) bei.

Erst 1957 konnte der SFB sein provisorisches Quartier am Heidelberger Platz verlassen und in das bis dahin von der sowjetischen Besatzungsmacht besetzte „Haus des Rundfunks“ an der Masurenallee ziehen (Faber 1973: 71).

II.1.a Rechtsgrundlagen

Der Sender Freies Berlin (SFB) ist eine staatsunabhängige Anstalt des öffentlichen Rechts und die gemeinnützige öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Landes Berlin (SFB 1996: 6). Im Sendegebiet des SFB, welches 880 km² umfasst, sind rund 1,56 Mio. Hörfunk- und 1,44 Mio. Fernsehgeräte angemeldet. [3]

Der SFB hat die Aufgabe, die Grundversorgung der Programmnutzer mit Information, Unterhaltung, Bildung und Kultur zu gewährleisten und dadurch eine „unabhängige Meinungsbildung“ zu ermöglichen. In Paragraph 3, Abschnitt 1 der Satzung heißt es: „Die Sendungen des Senders Freies Berlin müssen von demokratischer Gesinnung und Treue zu dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung von Berlin, von kulturellem Verantwortungsbewusstsein und vom Willen zur Sachlichkeit getragen sein. Sie sollen für Freiheit, Gerechtigkeit und Wahrheit wirken und eine unabhängige Meinungsbildung ermöglichen. Die Anstalt darf nicht das Werkzeug einer Regierung, einer Gruppe oder einer Persönlichkeit sein. Darüber hinaus muss die Gesamtheit der Sendungen der einzelnen Programmsparten des Hörfunks und des Fernsehens diesen Grundsätzen entsprechend inhaltlich ausgewogen sein“ (Satzung der Rundfunkanstalt „Sender Freies Berlin“, in: SFB 1995).

II.1.b Organisation

Die Organe der Anstalt sind der Rundfunkrat und der Intendant (SFB 1996: 7). Der Rundfunkrat ist ein aus 31 Mitgliedern [4] bestehendes Gremium. Die Mitglieder werden jeweils für zwei Jahre entsandt. Sie setzen sich zusammen aus Vertretern gesellschaftlich bedeutender Organisationen sowie acht vom Abgeordnetenhaus gewählten Personen. Zusätzlich entsendet der Personalrat der Anstalt zwei Vertreter, die jedoch lediglich beratende Stimme haben.

Der Rundfunkrat beruft den Intendanten, dessen Amtsperiode fünf Jahre dauert. [5] Ferner überwacht er die Gesamthaltung und die Programmgestaltung der Rundfunkanstalt. Er bildet außerdem den Programmausschuss sowie den Verwaltungsrat, der für die Überwachung der Finanzen und der Wirtschaftspläne zuständig ist. Dem Verwaltungsrat gehören neun Mitglieder des Rundfunkrats sowie zwei des Personalrats an.

Der Intendant [6] leitet die Anstalt und ist ihr gesetzlicher Vertreter. Ihm steht ein Justitiar bei. Dem Intendanten unterstehen die drei Direktionsbereiche Hörfunk, Fernsehen und Verwaltung. Bis 1997 existierte ein zusätzlicher vierter Bereich für die Technik (vgl. SFB 1998). Neben dem Personalrat verfügt der SFB auch über eine Frauenvertretung und einen Datenschutzbeauftragten [7] .

II.2 Programmentwicklung

II.2.a Hörfunk

Der SFB nahm am 1. Juni 1954 unter seinem ersten Intendanten Alfred Braun den Sendebetrieb mit den zwei Radioprogrammen SFB 1 und SFB 2 auf. Die inhaltliche Ausrichtung war gemischt. Beide Programme boten ein „Sammelsurium“ aus Gratulationssendungen, Morgenmusik, Schulfunk, Literatursendungen, Tageskonzerten und ähnlichem. Aus finanziellen Gründen war der SFB zu dieser Zeit noch auf eine hohe Programmübernahme von anderen bundesrepublikanischen Sendern angewiesen. In Berlin (West) waren derweil 730.000 Hörfunk- und 3354 Fernsehteilnehmer gemeldet (Sönnichsen 1988: 15). Eine Umfrage von 1967 ergab, dass der SFB der anerkannte Ortssender war, eine jüngere Hörerschaft als der RIAS hatte und den größeren Anteil an männlichen Hörern und Berufstätigen aufwies (Sönnichsen 1988: 16). Hohe Einschaltwerte erreichten vor allem die Morgensendungen, die von bis zu 400.000 Hörern mitverfolgt wurden.

1968 startete der SFB gemeinsam mit dem NDR ein drittes Radioprogramm mit anspruchsvollen Musik- und Wortsendungen. Dieses erreichte jedoch nur geringe Einschaltwerte. 1973 führte der SFB eine größere Programmreform durch mit dem Ziel, „typische Akzente für das 1. und 2. Programm des SFB [zu] setzen“ (Sönnichsen 1988: 16). SFB 1 erhielt ein eher anspruchsvolles Sendeschema, SFB 2 sendete ab sofort leichte Unterhaltungsmusik und aktuelle Informationen und wurde durch Magazinsendungen weiter ausgebaut. Erfolgreich war vor allem die Reform des zweiten Programms, das seine Hörerzahlen verdoppeln konnte. Auch die Quoten von SFB 1 stiegen weiter an, das Programm wurde noch vor dem RIAS zum beliebtesten Berliner Sender.

1979 wurden mit dem sogenannten „Radiofrühling“ erneut Umstrukturierungen vorgenommen. Nachdem SFB 3 seit 1973 ein „Gastarbeiterprogramm“ gesendet hatte, bestimmten nun in teilweiser Kooperation mit WDR 3 wieder Klassik und Kultur das Programm (ARD 1994: 113). SFB 1 wurde zu einem „klassischen Mischprogramm“ umgeformt (Sönnichsen 1988: 17), SFB 2 fungierte nun als werbefreies Magazinradio mit aktuellen, leichten Programminhalten. Durch die Programmreform gelang es dem SFB in West-Berlin, seine Stellung als „beliebtester Hörfunksender“ zu behaupten (Sönnichsen 1988: 18).

Im Zuge der außergewöhnlich erfolgreichen Umwandlung von RIAS 2 in ein Formatradio für junge Hörer im Jahre 1985 geriet der SFB unter akuten Handlungsdruck, da vor allem sein zweites Programm erhebliche Probleme durch die Konkurrenz bekommen hatte. Erst 1987 reagierte man jedoch mit einer Programmreform: SFB 1 sendete ab nun melodiöse und volkstümliche Musik. Werbungsendungen wurden neben dem ersten jetzt auch im zweiten Hörfunkprogramm eingerichtet. Zusätzlich wurde eine vierte Welle nach WDR-4-Vorbild geschaffen: Mit SFB 4 wollte man vor allem ältere Zuhörer ansprechen (Bentele/Kratzsch 1988: 227).

Ebenfalls im Jahre 1987 ging in Berlin die erste private Radiostation Hundert,6 auf Sendung und war bereits nach kürzester Zeit überaus erfolgreich (Bentele/Kratzsch 1988: 218). Auch andere neue Privatsender wie Radio 100 und Radio in Berlin konnten Hörer an sich binden. Konkurrenz entstand aber auch durch die Rundfunkprogramme der Alliierten wie beispielsweise AFN. Der Marktanteil aller SFB-Programme sank von insgesamt 56% im Jahre 1985 auf nur noch 33% 1989. Als Reaktion auf die Unerreichbarkeit vor allem der jungen Hörer hob der SFB 1990 Radio 4 U aus der Taufe.

II.2.b Fernsehen

Der SFB sendete bereits seit 1958 im Ersten Deutschen Fernsehen sein Regionalprogramm „Berliner Abendschau“ und war damit überaus erfolgreich. 1965 starteten NDR, SFB und RB ein eigenständiges drittes Fernsehprogramm, die so genannte „Nordschiene“, als ein auf Kultur und Bildung bezogenes Kontrast- und Minderheitenprogramm. Der SFB beteiligte sich mit 20 bis 25 Prozent an der Programmgestaltung (Böttger 1994: 82 u. 102 ff.). Die Federführung lag beim NDR, für das Programm waren die jeweiligen Abteilungen von NDR, SFB und RB zuständig. Das „Dritte Fernsehprogramm NDR/RB/SFB“ wurde erst 1989 in „Nord 3″ (N3) umbenannt.

In den 80-er Jahren war in West-Berlin eine überdurchschnittliche Fernsehnutzung zu verzeichnen. Die Zuschauerbindung an den SFB war stark, und entsprechend hohe Einschaltquoten hatte das vom SFB gestaltete Vorabendprogramm im „Ersten“. Das Erste Fernsehprogramm wurde 1986 in Berlin (West) im Tagesdurchschnitt 79 Minuten lang eingeschaltet (Bentele/Kratzsch 1988: 247). Mit der zügigen Verkabelung Berlins mit Beginn des Kabelpilotprojekts änderte sich diese komfortable Situation. Die ab 1987 bzw. 1991 terrestrisch verbreiteten Programme SAT.1 und RTLplus konnten dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen massiv Zuschauer abwerben. 1991 wurde das ARD-Fernsehen bereits täglich nur noch 48 Minuten lang eingeschaltet. Das dritte Programm N3 war vom Zuschauerschwund hingegen kaum betroffen: Es wurde konstant um die 12 Minuten am Tag genutzt (vgl. SFB 1991).

II.3 Deutsche Einheit und Neuordnung des Rundfunks

Im Zuge der Errichtung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten in den neuen Bundesländern herrschten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zunächst Überlegungen vor, eine Drei-Länder-Anstalt mit dem Namen „Nordostdeutsche Rundfunkanstalt“ (NORA) zu gründen, welche die Rechtsnachfolge des SFB antreten sollte. Eine eigens eingesetzte Sachverständigengruppe „Medienordnung“ hatte diesen Vorschlag erbracht [8] und konstatiert, in Berlin und Brandenburg sei über kurz oder lang „nur eine gemeinsame öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt zu [einer] angemessenen Programmgestaltung ohne einen Finanzausgleich in der Lage“ (Anders/ Herden 1991: 110). Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg waren jedoch vom Modell einer Mehrländeranstalt von Beginn an nicht hundertprozentig überzeugt. Spätestens nachdem Ende Juni 1991 bekannt geworden war, dass der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern den bereits vorliegenden Entwurf für einen Staatsvertrag zur Gründung der Mehrländeranstalt NORA nicht unterzeichenen wollte, verlor auch Brandenburg das Interesse an einer gemeinsamen Anstalt mit dem „als dominant gefürchteten“ Berlin (Schneider 1999: 615). Nicht zuletzt hatten auch parteipolitische Differenzen diese Entwicklung mitbestimmt. [9] Die Rundfunkversorgung der Brandenburger Bevölkerung übernahm zum 1. Januar 1992 der eiligst aus der Taufe gehobene Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB). [10]

Der Sender Freies Berlin erhielt ab 1992 die Zuständigkeit für das gesamte Berliner Stadtgebiet mit nunmehr 1.289.225 angemeldeten Fernseh- und rund 1.391.786 Rundfunkhaushalten und versorgte fortan auch den Ostteil der Stadt mit Programmen. Dies war ohne Änderung des Rundfunkgesetzes möglich, da das Berliner Landesrecht bereits zum 3. Oktober 1990 gesetzlich vereinheitlicht worden war (Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien 1994: 149).

Um das künftige finanzielle Überleben des SFB wie auch des ORB zu sichern und angesichts der engen kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verflechtungen schlossen die Länder Berlin und Brandenburg am 29. Februar 1992 einen Staatsvertrag über die Zusammenarbeit im Bereich des Rundfunks, um zu einer gemeinsamen Rundfunkordnung zu kommen (Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien 1994: 149). Der Vertrag sieht eine enge Zusammenarbeit der beiden Landesrundfunkanstalten vor; die verfügbaren Ressourcen sollen möglichst wirtschaftlich genutzt werden. Die beiden Anstalten sind zu diesem Zweck berechtigt und verpflichtet, gemeinsam ge-staltete Programme im Bereich des Hörfunks und des Fernsehens zu veranstalten.

Eine Bündelung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkaktivitäten in der Region Berlin-Brandenburg war auch deshalb geboten, weil sich hier ein Radiomarkt zu entwickeln begann, der in seiner Größe europaweit ohne Beispiel war. 1994 konnten in Berlin bereits 23 Hörfunkprogramme terrestrisch empfangen werden, heute sind es 26 [11] – erdrückende Konkurrenz für den SFB, aber auch eine spannende Herausforderung.

III. Die jüngste Entwicklung des SFB

III.1 Intendanz und Verwaltung

Nachdem Günther von Lojewski Ende 1997 als SFB-Intendant in den Ruhestand getreten war, wählte der Rundfunkrat im Februar 1998 den bisherigen Fernsehdirektor Horst Schättle zu seinem Nachfolger (SFB 1999: 9). Dem Intendanten sind derzeit [12] neben dem Justitiar auch die Bereiche Intendanz [13] und Kommunikation [14] beigeordnet.

Mitte der 90-er Jahre baute der SFB eine große Zahl an Stellen ab: Die Planstellen [15] wurden von 1.396 (1992) auf 1.123 (1999) gesenkt (SFB 2000: 39). Im Jahre 1997 wurde der Apparat des SFB zudem durch die Auflösung der bisher eigenständigen Technikdirektion verschlankt (vgl. SFB 1998).

Dem derzeitigen Verwaltungsdirektor Dirk-Jens Rennefeld untersteht die Abteilung Organisation und EDV, das IVZ Informationsverarbeitungszentrum für SFB, ORB, MDR und NDR sowie die Hauptabteilungen Neue Technologien und Planung [16] , Personal, Honorare und Lizenzen [17] , Allgemeine Verwaltung [18] , Finanzen [19] und Zentraltechnik [20] .

III.2 Hörfunk

Der durch die private Konkurrenz immer härter werdende Wettbewerb auf dem Berliner Radiomarkt sowie die im Berlin-Brandenburger Rundfunkstaatsvertrag festgeschriebene Kooperationsverpflichtung veranlassten den SFB in den letzten Jahren zu zahlreichen programmlichen Veränderungen sowie zu einer tief greifenden Kooperation mit dem ORB (vgl. ARD 1994: 20, 43, 92 und 113). Nach der Umgestaltung von SFB 1 zu 88Acht! (1992), der Gründung von SFB 4 MultiKulti (1994) sowie dem Start der kooperierten Wellen Fritz (1993) und InfoRadio (1995) gingen 1997 gleich drei mit dem ORB gemeinsam betriebene neue Hörfunkprogramme „on Air“: Radio EINS, *radio kultur und Radio 3, letzteres in Gemeinschaftsproduktion mit dem NDR.

Die SFB-Hörfunkdirektion ist mittlerweile vorwiegend dezentral organisiert. [21] Unter dem derzeitigen Hörfunkdirektor Jens Wendland sind zunächst die jeweiligen Wellenchefs von 88Acht!, SFB 4 MultiKulti, InfoRadio und *radio kultur für ihre Programme verantwortlich. [22] Daneben gibt es jedoch nach wie vor die Hauptabteilungen für Musik [23] , Politik und Zeitgeschehen [24] sowie Sendeleitung und Produktion [25] . 1999 produzierte der SFB im Hörfunkbereich rund 2,4 Mio. Sendeminuten (SFB 2000: 39). Die Produktionskosten lagen dabei unter dem Durchschnitt der ARD-Anstalten. [26]

III.2.a 88Acht!

88Acht! ist der Nachfolger des bis 1992 unter dem Namen SFB 1 bekannten Hörfunkprogramms. 88Acht! soll als „Stadtradio“ für ganz Berlin fungieren und mit seiner Pop- und Schlager-orientierten Musikfarbe in erster Linie „dem Privatfunk-Mainstream Paroli bieten“ (SFB 2000: 13). Kernzielgruppe sind die 40- bis 59-Jährigen. Neben der Musik bietet das Metropolenradio auch Reportagen, Hintergrund, Verbrauchertipps und Talk mit prominenten Studio-Gästen. Das Programm hat einen Wortanteil von 35,6%, der Anteil leichter Musik beträgt 63,2% (ARD 2000: 407). [27] 88Acht! ist zurzeit mit 101.000 Hörern pro Durchschnitts-Stunde [28] die meist gehörte Hörfunkwelle des SFB. [29]

III.2.b SFB 4 MultiKulti

Das multikulturelle Radioprogramm SFB 4 MultiKulti wurde 1994 aus der Taufe gehoben und zunächst nur probeweise betrieben. Der Fortbestand des Programms für in Berlin lebende Ausländer und Deutsche schien lange Zeit unsicher. Erst 1997 wurde der dauerhafte Betrieb endgültig beschlossen (vgl. Jähner 1997). Das Programm besteht aus deutschsprachigen Magazinen (werktags von 6 bis 17 Uhr) und täglichen Sendungen in neunzehn weiteren Sprachen (17 bis 22 Uhr). Geboten werden Informationen aus aller Welt und Service für das interkulturelle Leben in Berlin.

SFB 4 MultiKulti hat einen Wortanteil von 36%, der Musikanteil beträgt 64% (ARD 2000: 407). Die Musikfarbe wird mit „World Music“ umschrieben. Die Welle kooperiert mit zahlreichen europäischen Radiostationen. Neben WDR Radio 5/Funkhaus Europa sind dies vor allem die Deutsche Welle, der BBC World-Service, RFI Paris sowie zehn weitere Sender zwischen Helsinki und Istanbul. SFB 4 MultiKulti wird von durchschnittlich 14.000 Hörern täglich eingeschaltet. [30] Das Programm wird als einzige SFB-Hörfunkwelle neben UKW und UKW-Kabel auch über Mittelwelle verbreitet (SFB 2000: 56).

III.2.c InfoRadio

Das gemeinsam mit dem ORB betriebene InfoRadio ging 1995 unter Federführung des SFB auf Sendung. InfoRadio ist ein reines Wortprogramm, das im 20-Minuten-Takt Nachrichten, Wetterbericht und Verkehrsservice sendet. Dazwischen laufen Berichte, Interviews und Reportagen aus den Bereichen Politik und Gesellschaft, Wirtschaft, Sport und Kultur. Wichtige Sportereignisse werden live übertragen.

InfoRadio konnte in den vergangenen Jahren beachtliche Hörerzuwächse verzeichnen und kommt mittlerweile auf 35.000 Hörer pro Durchschnitts-Stunde. [31] Die Zahl derjenigen, die InfoRadio mindestens einmal täglich einschalten, ist mit 180.000 sogar noch weitaus größer. [32]

III.2.d *radio kultur

*radio kultur ist das Nachfolgeprogramm von SFB 3 und Radio Brandenburg (ORB) und ging 1997 als kooperiertes Programm unter Federführung des SFB auf Sendung. *radio kultur ist ein anspruchsvolles Kulturprogramm mit einem Wortanteil von 36,4%. Der Musikanteil, in erster Linie ernste Musik, beträgt 63,6% (ARD 2000: 407). Die in Magazinsendungen aufbereiteten Themen erstrecken sich von der Weltpolitik über Theater, Literatur und Kunst bis hin zur klassischen Musik. Über wichtige Ereignisse der „Hochkultur“ wird ebenso berichtet wie über die Off-Kultur und das kulturelle Leben in der Region Brandenburg (SFB 2000: 15). *radio kultur wird täglich von durchschnittlich 28.000 Hörern eingeschaltet. [33]

III.2.e Radio EINS

Radio EINS startete ebenfalls 1997 als kooperierte Welle, jedoch unter Federführung des ORB. Das Programm folgte auf Radio Brandenburg (ORB) sowie die Info- und Servicewelle Radio B Zwei (SFB/ORB), die 1993 aus dem alten SFB 2 entstanden war. Radio EINS sollte in erster Linie den Kommerzradios der Region Paroli bieten und die in den vergangenen Jahren abgewanderten Hörer wieder an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk binden.

Die Welle ist konzipiert als formatiertes Tagesbegleitprogramm mit aktueller Berichterstattung aus Politik und Gesellschaft, Szene-Tipps und Service. Abends werden Musik-Specials gesendet. Das Musikangebot besteht vor allem aus aktuellen Rock- und Pop-Titeln. Der Musikanteil am Programm beträgt insgesamt 66,9%, der Wortanteil 31,6% (ARD 2000: 407). Kernzielgruppe von Radio EINS sind die 25- bis 45-Jährigen. Die erwünschte Einschaltquoten-Höhe konnte das Programm bislang noch nicht erreichen, die Hörerzahl liegt derzeit bei 37.000 pro Stunde. [34]

III.2.f Fritz

Die Jugendwelle Fritz entstand 1993 aus dem SFB-Radio 4 U und dem Rockradio B des ORB. Die Federführung des kooperierten Programms liegt beim ORB. Fritz wurde konzipiert als neuartiges „Kommunikations- und Aktionsradio“ (ARD 1994: 44) mit aktueller Musik, News, Service, Talk, Comedy und Mitmach-Aktionen. Der Anteil leichter Musik liegt bei 65,3%, der Wortanteil beträgt 32,9% (ARD 2000: 407). Als Kernzielgruppe peilt Fritz vor allem die 14- bis 25-jährige Hörerschaft an. Das Programm konnte sich mittlerweile erfolgreich am Markt etablieren und ist mit 116.000 Hörern pro Stunde [35] das erfolgreichste öffentlich-rechtliche Format im Berlin-Brandenburger Raum.

III.2.g Radio 3

Radio 3 startete 1997 zeitgleich mit *radio kultur als Kooperationsprogramm von NDR, SFB und ORB. Die Federführung liegt beim NDR. Radio 3 unterscheidet sich von der Konkurrenz im eigenen Hause vor allem durch den hohen Anteil ernster Musik am Programm, der 78,1% beträgt. Der Wortanteil liegt bei 21,9% (ARD 2000: 407).

Neben klassischer Musik bietet das Kulturprogramm Magazinsendungen, die auch das regionale Musik- und Kulturleben widerspiegeln sollen und zeitweise als Fensterprogramm ausschließlich in Berlin und Brandenburg zu empfangen sind. Radio 3 wird täglich von durchschnittlich 272.000 Hörern eingeschaltet. [36]

III.3 Fernsehen

Der Fernsehdirektorin des SFB, Barbara Groth, sind derzeit [37] die Hauptabteilungen Programmplanung und Sendeleitung [38] , Politik, Zeitgeschehen und Kultur [39] , Regionalprogramm [40] , Bildung, Familie, Wissenschaft, Fernsehspiel und Unterhaltung [41] , Sport (bimedial) [42] , Betriebstechnik und Produktion [43] sowie die ARD-Videotext-Zentrale untergeordnet.

Im Jahre 1999 produzierte der SFB rund 531.000 Sendeminuten im Fernsehbereich (SFB 2000: 39). Die durchschnittlichen Kosten der SFB-Beiträge im „Ersten“ lagen dabei – wie im Hörfunkbereich – deutlich unter dem Durchschnitt der ARD-Anstalten. [44]

III.3.a Gemeinschaftsprogramm „Das Erste“

1999 steuerte der SFB einen Anteil in Höhe von 5,9% bzw. 24.794 Sendeminuten zum ARD-Gemeinschaftsprogramm „Das Erste“ bei (ARD 2000: 418 f.). Die bedeutendsten SFB-Produktionen für das „Erste“ sind derzeit die Berliner Tatort-Folgen (drei pro Jahr), die Satiresendungen Scheibenwischer (ca. acht Folgen) und Hallervordens Spott-Light (ca. 13 Folgen), das Politmagazin Kontraste (zumeist im 3-Wochen-Rhythmus) sowie Zulieferungen zu den aktuellen Sport- und Nachrichtensendungen [45] . Im wöchentlichen Wechsel mit dem ORB produziert der SFB zudem ein regionales Vorabendprogramm für das „Erste“.

III.3.b Das „Dritte“ Fernsehprogramm B1

B1, das „Dritte“ Fernsehprogramm des SFB, nahm den Sendebetrieb im Oktober 1992 auf. Zuvor hatten SFB und NDR ihre Kooperation beim bislang gemeinsam veranstalteten Fernsehprogramm N3 beendet. Mit B1 wollte der SFB die „nicht zu rechtfertigende Unterversorgung der Hauptstadt und Metropole Berlin“ aufheben. B1 sollte den Schwerpunkt seiner Berichterstattung im Stadtgeschehen setzen, „die Vielfalt und Dynamik der Metropole aufgreifen und dem Lebensgefühl der Menschen in Berlin, ihren Sorgen und Freuden Ausdruck verleihen“. Dabei wollte man nicht zuletzt auch die „emotionale Seite“ beleuchten. [46]

B1 wurde mittlerweile zum 24-Stunden-Programm ausgebaut. Die Abendschau wird elf mal täglich gesendet, außerdem gibt es Wetter, Verkehr und Service. Größtes Zugpferd ist nach wie vor die Hauptausgabe der Abenschau um 19.30 Uhr. Daneben konnten sich zahlreiche Eigenproduktionen wie Alex, Berliner Platz, QuiVive, Wochenmarkt und Ticket/Muwie etablieren. Der Rest des Abendprogramms besteht aus Dokumentationen und Fernsehspielen. Das Tagesprogramm setzt sich vor allem aus Wiederholungen und ARD-Übernahmen zusammen. Herausragende Ereignisse wie die Love-Parade überträgt B1 live.

1999 hatte B1 in Berlin einen Marktanteil von 6,2% (ARD 2000: 443) [47] , die Abendschau schalteten durchschnittlich sogar 27% der Berliner Fernsehzuschauer ein (SFB 2000: 32). B1 wird in Berlin terrestrisch und per Kabel verbreitet, voraussichtlich ab April in der Primetime (18-22.30 Uhr) auch via Satellit. [48]

III.4 „Neue Medien“

Bei der Einführung neuer Medien innerhalb der ARD hatte der SFB bereits in den 80-er Jahren eine Vorreiterrolle übernommen: In Berlin wurden die ersten Videotext-Feldversuche durchgeführt. Das ARD-Videotext-Angebot [49] wird bis heute federführend beim SFB erstellt. Das Regionalprogramm B1 unterhält mit dem BerlinText ein gesondertes Angebot.

Auch die Möglichkeiten des World Wide Web (Internet) nutzt der SFB offensiv. Sowohl B1 als auch die verschiedenen Hörfunkwellen verfügen über eigene Internet-Angebote, [50] die das originäre Programm mit Zusatzinformationen und durch interaktive Nutzungsmöglichkeiten [51] ergänzen. Auf den Seiten von InfoRadio kann der Internet-Nutzer bereits versendete Hörfunkbeiträge erneut abrufen. Zusätzlich wird das laufende Programm live übertragen. SFB 4 MultiKulti verfügt über ein ähnliches Angebot. Die Welle ermöglicht dem Nutzer mit ihrem Internet-Projekt CARO den Abruf einzelner Sendungen, so genanntes „radio on demand“ (SFB 2000: 14).

III.5 ARD-Kooperation

Im Hörfunkbereich betreut der SFB für die ARD die Korrespondentenplätze in Bonn, London, Brüssel, Peking und Mexiko-City (SFB 2000: 54). Über Fernseh-Auslandskorrespondenten verfügt der SFB nicht. Das ARD-Hauptstadt-studio wird in Berlin als Gemeinschaftseinrichtung aller Landesrundfunkanstalten betrieben, der SFB übt hier jedoch die administrative Federführung aus und stellt mit Jürgen Engert den Direktor.

Der SFB hat außerdem die Federführung beim ARD-Videotext, bei den ARD-Aktivitäten zur Internationalen Funkausstellung (IFA) und beim Prix Europa. Daneben steuert der SFB Produktionen zu den öffenlich-rechtlichen Fernsehprogrammen mit ARD-Beteiligung, 3sat, arte, Kinderkanal und Phoenix, bei. Die arte-Redaktion des SFB liefert beispielsweise den aktuellen Sendungen zu, konzipiert Themenabende oder produziert Fernsehspiele und Dokumentationen. [52]

III.6 Finanzen

Bis 1975 hatte der SFB seine Vermögensstellung noch stetig verbessern können. Das anstaltseigene Kapital lag im diesem Jahr bei rund 80 Mio. DM. In den folgenden fünf Jahren wurde es jedoch völlig aufgebraucht. Im Jahr 1981 verbuchte der SFB bereits einen Bilanzverlust in Höhe von 12 Mio. DM, 1985 lag der Verlust schon bei 20,4 Mio. DM (Bentele/Kratzsch 1988: 224). Ursächlich für die Verluste war zum einen die sinkende Anzahl der Rundfunkteilnehmer [53] , zum anderen der in großem Umfang vollzogene Ausbau der Programmarbeit und die damit einhergehende Ausweitung der Beschäftigtenzahl. Das kostenintensive Wirtschaften konnte durch die Erhöhung der Rundfunkgebühr in den Jahren 1970, 1974, 1979 und 1983 bzw. durch den Länderfinanzausgleich nur in begrenztem Maße aufgefangen werden (Bentele/ Kratzsch 1988: 224 f.).

In den 90-er Jahren konnte der SFB seinen Haushalt wieder konsolidieren und Überschüsse erwirtschaften. Die Erträge lagen zum Jahresende 1999 bei 470.206.000 DM, die Aufwendungen betrugen 422.637.000 DM (ARD 2000: 370 f.). [54] Der Jahresüberschuss lag bei 47.569.000 DM. [55] Unter den Aufwendungen bildete der Personalaufwand mit 175.193.000 DM den größten Posten. Ende 1999 verfügte der SFB über 1.190,5 Planstellen [56] sowie über 4.532 freie Mitarbeiter (SFB 2000: 41). Nachdem der SFB erstmalig im Jahre 1992 zusätzliche Gebührengelder aus dem Ostteil Berlins einziehen konnte, wurden die Zuwendungen aus dem Länderfinanzausgleich der ARD drastisch reduziert. Der SFB konnte seinen Status als „nehmende“ Anstalt jedoch verteidigen und erhält aus dem Ausgleichstopf nunmehr 10 Mio. DM jährlich.

Auch die Erträge aus der Hörfunk- und Fernsehwerbung lagen noch bis Ende der 80-er Jahre auf einem weit höheren Niveau als heute. [57] Die erstarkende private Konkurrenz auf dem Berliner Rundfunkmarkt zwang den SFB jedoch zu einer erheblichen Senkung der Werbepreise. Die Werbezeiten der einzelnen Programme werden von der SFB Werbung GmbH vermarktet, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des SFB. [58] Die Netto-Umsatzerlöse der SFB Werbung GmbH betrugen 1999 im Werbefunk 7.368.461 DM (nach Skonti), im Werbefernsehen 14.971.116 DM (ARD 2000: 398 f.). Vor allem die Erlöse im Hörfunkbereich fallen im Vergleich mit anderen ARD-Anstalten recht niedrig aus.

Der SFB verfügt über keine eigenen Klangkörper, ist jedoch mit einem Anteil von fünf Prozent an der Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH beteiligt, [59] in der das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Rundfunk-Sinfonie-orchester Berlin (RSB), der Rundfunkchor Berlin, der RIAS-Kammerchor und die RIAS Big Band vereint sind.

IV. Quo vadis, SFB?

Die im Jahre 1997 zwischen SFB und ORB festgeschriebene und zunächst bis Ende 2001 befristete Kooperation im Hörfunkbereich schien viel versprechend. Doch schon bald begann sich zwischen den beiden Häusern Dissens zu regen. Vor allem der ORB drängte auf eine veränderte Kooperation. Grund: durch den gleichzeitigen Betrieb von *radio kultur und Radio 3 sei eine „hausgemachte Konkurrenz“ entstanden. Ein einziges Kulturradio von NDR, SFB und ORB sei ausreichend. Zudem könne sich der ORB aufgrund seines defizitären Budgets nicht mehr im bisherigen finanziellen Umfang an InfoRadio beteiligen. Der SFB auf der anderen Seite bemängelte die weit gehende Erfolglosigkeit von Radio EINS (Wenk 1999).

Nachdem sich SFB und ORB nach einem knappen Jahr ergebnisloser Gespräche noch immer nicht einig waren, kündigte der ORB die Hörfunkkooperation am 28. Dezember 1999 vorsorglich zum 31. Dezember 2000 auf, um vorzeitig aus InfoRadio aussteigen zu können. In den folgenden Monaten verhandelten beide Häuser weiter, jedoch nach wie vor ohne greifbare Ergebnisse. Der ORB bekundete, eine Kulturwelle notfalls auch alleine mit dem NDR betreiben zu wollen. Der SFB hingegen präferierte eine Kooperation ganz ohne den NDR.

Im März 2000 verkündete SFB-Intendant Horst Schättle den endgültigen Ausstieg bei Radio EINS (Wenk 2000a). Zwei Monate später machte ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer erste Schritte in Richtung SFB und ließ verlauten, er halte den Betrieb von zwei Kulturwellen auch weiter für möglich, falls der SFB sich weiter an Radio EINS beteilige (vgl. Wenk 2000b). Dafür wurde eine anderer Punkt immer strittiger: die Frequenzverteilung. Der Programmausschuss des SFB machte im Juli den Anspruch des Senders auf die bisherige Berliner Frequenz von Radio 3 geltend, um diese künftig für SFB 4 MultiKulti nutzen zu können. [60] Sicher schien zu diesem Zeitpunkt lediglich, dass sich der SFB an Fritz auch über das Jahr 2000 hinaus beteiligen würde (Wenk/Seel 2000).

Nach einer Sitzung am 6. Oktober schaltete sich nun auch der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) in den Streit ein und drohte mit Frequenz-Entzug, falls sich SFB und ORB bis zum 31. Dezember des Jahres nicht auf eine Kanalbelegung einigen würden (vgl. MABB 2000). [61] Der ORB bot dem SFB daraufhin an, sich möglicherweise doch weiter an den Programmkosten von InfoRadio zu beteiligen (Bückmann 2000).

Die Geschäftsleitungen der beiden Sender erzielten schließlich Einigkeit über ein Kooperationsmodell, nach dem sich der ORB mit jährlich zwei Millionen Mark an InfoRadio und zu zehn Prozent an *radio kultur beteiligen würde. Der SFB würde sich im Gegenzug zu fünf Prozent an Radio EINS beteiligen. Fritz würde demnach auch weiterhin von beiden Sendeanstalten gemeinsam betrieben. Das Konzept wurde vom Rundfunkrat des ORB angenommen, der Rundfunkrat des SFB zeigte sich hingegen erst einmal ablehnend. Hauptsächlicher Kritikpunkt war die gemeinsame Kulturwelle von NDR und ORB. Der öffentliche Druck, auch von Seiten der Politik, war mittlerweile jedoch dermaßen groß geworden, dass der SFB-Rundfunkrat dem Konzept am 20. November schließlich doch noch zustimmte. Die Hörfunkkooperation war vorerst gerettet.

Der kleinkarierte und endlose Streit um die weitere Zusammenarbeit von SFB und ORB hatte den tiefen Riss zwischen den Anstalten und ihre divergierenden Interessen deutlich gemacht. Trotz der beispielhaften Höfunkkooperation reichten offenbar kleinste Streitigkeiten aus, um die Zusammenarbeit von SFB und ORB auf Monate hin zu blockieren. Immer deutlicher trat dabei zu Tage, dass die mittelfristige Perspektive des SFB nur in der Fusion mit dem ORB liegen kann. Fünf der sieben Hörfunkwellen betreiben beide Anstalten bereits gemeinsam – nach Gründen für den Erhalt der Eigenständigkeit der Häuser muss man da lange suchen. Im Gegenteil: Durch die bestehenden Parallel-Strukturen wird zuzeit mehr verhindert als vorangetrieben.

Das haben auch die Intendanten von SFB und ORB erkannt. SFB-Intendant Horst Schättle musste jedoch eingestehen, zu einer Fusion aus eigener Kraft nicht in der Lage zu sein, vielmehr müsse „die Politik […] dafür den Rahmen schaffen“ (zit. nach Graw/Menge 2000). Auch ORB-Intendant Rosenbauer forderte die Politik auf, die Weichen für eine Zwei-Länder-Anstalt zu stellen (in: ORB 2000). Ob die politisch Verantwortlichen diesem Wunsch in absehbarer Zeit folgen werden, ist allerdings noch völlig offen.

V. Fazit

Die Umstrukturierungen, die der SFB seit der Wiedervereinigung Deutschlands und bis zuletzt vorgenommen hat, sind enorm. Es dürfte einzigartig sein, dass eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt innerhalb so kurzer Zeit sämtliche Programme umstrukturiert oder gar neu aus der Taufe hebt. Diese Reformen waren nicht nur aufgrund der vergeigten Gründung einer Mehrländer-Anstalt und des unter anderem auch daraus resultierenden Sparzwangs vonnöten. Bei der in Berlin herrschenden Marktdichte von mittlerweile 26 per Antenne zu empfangenden Hörfunkwellen waren die Aktivitäten auch ein Abwehrkampf gegen die Konkurrenz.

Der diesbezügliche Erfolg des SFB kann nur zwiespältig beantwortet werden. Auf der einen Seite schöpft die Anstalt ihre Möglichkeiten gut aus, spricht mit ihren sieben Wellen vielfältige Hörerschichten an und kann mit Fritz, 88Acht!, InfoRadio und SFB 4 MultiKulti auch beachtliche Erfolge vorweisen. Auf der anderen Seite bleiben die Problemkinder: Die Kulturradios müssen ihre Rolle noch finden, und auch Radio EINS ist noch nicht an seinem Ziel angelangt, den Kommerzradios der Stadt die Hörermassen abzuwerben. Das regionale Fernsehprogramm B1 hingegen scheint sein Publikum gefunden zu haben und kann sogar im neunten Jahr seines Bestehens noch Zuwächse in der Zuschauergunst verzeichnen.

Auf der organisatorischen Seite hat der SFB ebenfalls vieles geschafft, obgleich er noch auf Jahrzehnte mit seinem strukturellen Defizit, den hohen Pensionslasten, zu kämpfen haben wird. Durch den Abbau von rund 270 Stellen in den vergangenen acht Jahren konnte die Anstalt jedoch vor größeren Problemen bewahrt werden. Ihr Haushalt ist ausgeglichen und die künftige Finanzierung des Senders bleibt gesichert, nicht zuletzt auch durch die Weiterführung des ARD-Finanzausgleichs.

Das wird jedoch nicht auf alle Jahre so bleiben. Schon heute ist absehbar, dass der SFB in seiner heutigen Form nicht mehr lange bestehen kann. Was im Bereich des Hörfunks bereits umgesetzt wurde, wird in absehbarer Zeit auch auf den Rest des Hauses zukommen: Eine engere Bindung an den ORB, die langfristig sinnvollerweise in der Fusion beider Anstalten mündet. Doch bis es soweit kommt, wird wohl noch viel Wasser die Spree hinunter fließen. Denn jetzt ist die Politik am Zuge, und die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass hier dem Anspruchsdenken offenbar immer noch eine wichtigere Rolle zukommt als der Vernunft.

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Witte, Eberhard (Hrsg.), 1991: Deutsche Medienstruktur 1991, Heidelberg.

Anmerkungen:

[1] Als Maßstab gelten hier die Erträge aus Teilnehmergebühren.

[2] Berlin hatte sich im Programm des NWDR nur unzureichend wiedergefunden. Mit der Gründung einer eigenen Anstalt vergrößerte die Berliner Politik zugleich ihre Möglichkeiten, staatlich-parteipolitischen Einfluss auf den Rundfunk auszuüben (vgl. Diller 1999: 150 ff.).

[3] Stand: 31.12.1999. Quelle: Media Perspektiven 4/2000, S. 190.

[4] Seit Ende 1982. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Rundfunkrat lediglich 23 Mitglieder.

[5] Eine Wiederwahl ist zulässig.

[6] Die bisherigen Intendanten des SFB: Alfred Braun (1954-1957), Walter Geerdes (1957-1960), Walter Steigner (1961-1968), Franz Barsig (1968-1978), Wolfgang Haus (1978-1983), Lothar Loewe (1983-1986), Günter Herrmann (1986-1989), Günther von Lojewski (1989-1997) und Horst Schättle (seit 1998).

[7] Der Datenschutzbeauftragte ist an den Rundfunkrat angebunden.

[8] Die Sachverständigengruppe „Medienordnung“ war von der Arbeitsgruppe „Kulturelle Angelegenheiten“ des Provisorischen Regionalausschusses Berlin eingesetzt worden. Ihr gehörten Vertreter des Rundfunks in Berlin (Ost), Berlin (West) und in Brandenburg und andere Sachverständige an (vgl. Sachverständigengruppe „Medienordnung“ 1990).

[9] Der damalige Intendant des SFB, Günther von Lojewski, bezeichnete NORA als „ganz simples“ Modell, „wenn es denn nur um Rundfunk und Rundfunkpolitik“ gehe (in: Witte 1991: 29).

[10] Bereits Ende Mai 1991 hatte die Brandenburgische Landesregierung einen „Gründungsbeauftragten für den Rundfunk in Brandenburg“ berufen; Anfang Juni war der Entwurf eines „Vorschaltgesetzes zur Neuordnung des Rundfunks in Brandenburg“ in den Potsdamer Landtag eingebracht worden. Das an den engen Finanzierungsgrenzen orientierte Leitbild der Brandenburger war die „schlanke Anstalt“. Dennoch wurde wegen der befürchteten Abhängigkeit vom ARD-Finanzausgleich zunächst Front gegen eine eigenständige Brandenburger Rundfunkanstalt gemacht (Sell 1991: 205). Aller Kritik zum Trotz trat jedoch am 20. November 1991 das Gesetz über den „Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg“ (ORB-G) in Kraft. Das Gesetz lehnte sich in Aufbau und Norminhalten stark an das WDR-Gesetz vom 11. Januar 1988 an (Rossen 1992: 39).

[11] Die terrestrisch empfangbaren Hörfunksender im Einzelnen: 88Acht! (SFB), SFB 4 MultiKulti, InfoRadio (SFB/ORB), *radio kultur (SFB/ORB), Radio EINS (ORB/SFB), Fritz (ORB/SFB), Radio 3 (NDR/SFB/ORB), Antenne Brandenburg (ORB), Deutschlandfunk, DeutschlandRadio Berlin, Hundert,6, Energy 103,4, 104.6 RTL, 94 3 r.s.2, Berliner Rundfunk 91!4, Klassik-Radio, Jazzradio 101,9, 98 8 Kiss FM, Radio Paradiso, BB Radio, Spreeradio 105,5, BBC, RFI, 87.9 Rock Star FM/UniRadio, 94,8 Metropol FM, F.A.Z. 93.6 (Stand: 1.12.2000).

[12] Stand: 31.12.1999, in: SFB 2000: 54 f.

[13] Mit Unterabteilungen für Medienforschung und -politik, Controlling, Revision sowie einem Sicherheitsingenieur.

[14] Mit Unterabteilungen für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, IFA/ARD und den Prix Europa.

[15] Ohne Planstellen für Gemeinschafts- und Sonderaufgaben.

[16] Unterabteilungen: Planung, Zeichenbüro und Ausrüstung.

[17] Unterabteilungen: Personal, Honorare und Lizenzen/Gemeinsame Honorarabrechnung für SFB und ORB sowie Aus- und Fortbildung.

[18] Unterabteilungen: Gebäudewirtschaft, Allgemeiner Bereich und Zentrales Meldewesen.

[19] Unterabteilungen: Betriebswirtschaft, Buchhaltung und Rundfunkgebühren/Gemeinsame Gebührenstelle für ORB und SFB.

[20] Unterabteilungen: Kommunikationstechnik, Studioanlagentechnik, Hochfrequenztechnik und Zentraler Support.

[21] Stand: 31.12.1999, in: SFB 2000: 54.

[22] 88Acht! unterhält zudem die Unterabteilungen Wort, Musik und Abendprogramm. SFB 4 MultiKulti: Wort und Musik. *radio kultur: Wort, Hörspiel/Radiogeschichten, Feature und Kirchenfunk (bimedial).

[23] Unterabteilungen: *radio kultur, Radio 3 und E-Musik.

[24] Unterabteilungen: Nachrichten, Politik und Wirtschaft (zum größten Teil *radio kultur zugeordnet), Hörfunkstudio Berlin-Mitte sowie die Hörfunk-Korrespondenten-Büros in Bonn, London, Brüssel, Peking und Mexiko-City.

[25] Unterabteilungen: Sendung, Produktion, Archive und Betriebstechnik Hörfunk.

[26] Zeitraum: 1.1.-31.12.1999. Im einzelnen: Information/Service: 68 DM/Minute (ARD-Durchschnitt: 104 DM/Minute), Kultur/Bildung: 155 (197), Unterhaltung: 58 (148), Rock-/Popmusik: 33 (24), Unterhaltungsmusik: 33 (38), Klassik: 21 (115), Selbstkosten: 53 (84). Quelle: ARD 2000: 385 u. 388

[27] Die fehlenden Prozentzahlen entfallen auf den Werbefunk.

[28] Montag-Freitag 6-18 Uhr (national). „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national): 299.000.

[29] Quelle: AGMA 2000.

[30] „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national). Quelle: AGMA 2000.

[31] Montag-Freitag 6-18 Uhr (national). Quelle: AGMA 2000.

[32] „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national). Quelle: AGMA 2000. Die rund fünf mal höhere Zahl der „Hörer gestern“ im Vergleich zu den Hörern pro Durchschnittsstunde lässt sich v.a. dadurch erklären, dass InfoRadio oftmals gezielt eingeschaltet wird, um sich in aller Kürze auf den aktuellen Nachrichtenstand zu bringen.

[33] „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national). Quelle: AGMA 2000.

[34] Montag-Freitag 6-18 Uhr (national). „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national): 127.000. Quelle: AGMA 2000.

[35] Montag-Freitag 6-18 Uhr (national). „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national): 455.000. Quelle: AGMA 2000.

[36] „Hörer gestern“ 5-24 Uhr (national). Quelle: AGMA 2000. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Radio 3 auch im Sendegebiet des NDR (Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) verbreitet wird. In Berlin und Brandenburg kommt Radio 3 auf lediglich 31.000 „Hörer gestern“.

[37] Stand: 31.12.1999 (SFB 2000: 55).

[38] Unterabteilungen: Präsentation und Sendung, Archive Fernsehen und Zentrale Programmaufgaben B1.

[39] Unterabteilungen: Kontraste, Dokumentation I. und III., ARD-Aktuell, ARD-Studio Berlin, Kultur I/Dokumentation sowie Kultur II/Aktuell.

[40] Unterabteilung: Abendschau.

[41] Unterabteilungen: Programmadministration, Fernsehspiel und Unterhaltung, Bildung, Familie und Wissenschaft.

[42] Unterabteilungen: Sport Hörfunk und Sport Fernsehen.

[43] Unterabteilungen: FS-Zentraldisposition, FS-Studiotechnik, Bild und FS-Übertragungstechnik.

[44] Zeitraum: 1.1.-31.12.1999. Im einzelnen: Politik/Gesellschaft: 4.911 DM/Minute (ARD-Durchschnitt: 3.853 DM/Minute), Kultur/Wissenschaft: 2.777 (2.817), Religion: 2.944 (3.997), Fernsehspiel: 8.345 (24.822), Unterhaltung: 9.444 (10.150), Musik: 2.522 (5.791), Familie: 1.653 (2.743), Spot/Überleitung: 28 (571). Gesamt: 2.999 (6.815). Quelle: ARD 2000: 386.

[45] Der Gesamt-Sendeanteil von ARD-Aktuell betrug 1999 knapp 20, beim Sport gut fünf Stunden (SFB 2000: 29).

[46] So der damalige SFB-Fernsehdirektor Horst Schättle, in: ARD 1992.

[47] Zum Vergleich: Der SFB liegt damit hinter dem MDR (dieser hat in seinem Sendegebiet einen Marktanteil von 9,4%), NDR/RB (8,4%), BR (7,4%) und WDR (6,6%), jedoch vor SWR/SR (5,7%), ORB (4,9%) und HR (4,4%) (Quelle: ARD 2000: 443). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass B1 bislang als einziges „Drittes“ nicht via Satellit verbreitet wird.

[48] Dies jedenfalls kündigte Intendant Horst Schättle in einem Zeitungsinterview an (vgl. Graw/Menge 2000).

[49] Bis Ende 1999 wurde der ARD-Videotext in Kooperation mit dem ZDF angeboten.

[50] URLs: http://www.sfb.de/fernsehen/, http://www.berlin888.de/, http://www.multikulti.de/, http://www.inforadio.de/, http://www.sfb.de/radiokultur/, http://www.radioeins.de/, http://www.fritz.de/ und http://www.ndr.de/cgi/r3frame/hf/radio3/.

[51] 88Acht! bietet seinen Hörern etwa die Möglichkeit, über die Hitparaden des Senders online abzustimmen.

[52] Im Jahr 1999 produzierte der SFB über 1.530 Minuten für arte, mit Wiederholungen waren es sogar über 2.750 Minuten (SFB 2000: 27).

[53] Bis in die 70-er Jahre hatte sich die Zahl der Rundfunkteilnehmer noch stetig gesteigert. Auf dem Höhepunkt im Jahr 1977 waren 994.847 Rundfunkteilnehmer gemeldet, und ab diesem Zeitpunkt sank die Teilnehmerzahl wieder kontinuierlich (Bentele/Kratzsch 1988: 219).

[54] Die Erträge im Einzelnen: Erträge aus Teilnehmergebühren: 334.135.000 DM [a) Hörfunkgebühren (Grundgebühren, ARD-Anteil einschl. Anteil DLR): 155.641.000 DM, b) Fernsehgebühren (ARD-Anteil): 174.100.000 DM, c) Gebührenrückflüsse von den Landesmedienanstalten: 4.394.000 DM]; Erträge aus dem ARD-Finanzausgleich: 10.000.000 DM; Erhöhung oder Verminderung des Bestandes an fertigen oder unfertigen Produktionen: 4.528.000 DM; Erträge aus Kostenerstattungen oder Konzessionsabgaben: 15.547.000 DM [a) Werbefunk: 0 DM, b) Werbefernsehen: 2.272.000 DM, c) Sonstige: 60.098.000 DM, d) Weiterverrechnete Kosten für GSEA: 46.823.000 DM]; sonstige betriebliche Erträge: 84.708.000 DM; Erträge aus Gewinnabführungsvermögen und Beteiligung vor Abzug von Anstaltssteuern: 28.000 DM [a) Werbefunk: 0 DM, b) Werbefernsehen: 0 DM, c) Sonstige: 28.000 DM]; Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens: 19.179.000 DM; sonstige Zinsen und ähnliche Erträge: 2.081.000 DM.
Die Aufwendungen im Einzelnen: Personalaufwand: 175.193.000 DM [a) Löhne und Gehälter: 116.350.000 DM, soziale Abgaben und Aufwendungen für Unterstützung: 20.308.000 DM, Aufwendungen für Altersversorgung: 38.535.000 DM]; Urheber-, Leistungs- und Herstellervergütungen: 84.408.000 DM; Anteil an Programmgemeinschaftsaufgaben und Koproduktionen: 44.700.000 DM; produktionsbezogene Fremdleistungen: 15.590.000 DM; Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren: 5.615.000 DM; Leistungen für die Rundfunkversorgung: 20.704.000 DM; Abschreibungen: 26.134.000 DM [a) immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen: 25.163.000 DM, b) Umlaufvermögen außerhalb des üblichen Rahmens: 417.000 DM, c) Finanzanlagen und Wertpapiere des Umlaufvermögens: 554.000 DM]; Aufwendungen für den Gebühreneinzug: 8.482.000 DM; übrige betriebliche Aufwendungen: 66.982.000 DM; Zuwendungen für DeutschlandRadio und KEF: 11.532.000 DM; Zinsen und ähnliche Aufwendungen: 2.000 DM; Steuern vom Einkommen und vom Ertrag (einschl. Steuern auf Gewinnausschüttungen): 8.968.000 DM; sonstige Steuern: 1.150.000 DM; weiterverrechnete Kosten für GSEA: 46.823.000 DM. Quelle: ARD 2000: 370.

[55] Zu diesem guten Ergebnis haben allerdings in nicht unerheblichem Maße einmalige bzw. zweckgebundene Erträge beigetragen. Ließe man diese außer acht, käme der SFB aber immer noch auf ein knapp ausgeglichenes Ergebnis (SFB 2000: 9).

[56] Davon entfielen 67,5 Stellen auf Gemeinschafts- und Sonderaufgaben. Auf Grund von Vakanzen oder Besetzungssperren waren tatsächlich nur 1.117 Planstellen besetzt.

[57] Im Jahre 1985 lag der Preis für eine Werbeminute im Fernsehen noch um 70% über dem Bundesdurchschnitt der ARD-Anstalten (Geppert/Seufert/Zerdick 1992: 40).

[58] Die SFB-Werbung GmbH ist Mitglied der ARD Werbung Sales & Services und vermarktet die regionalen Werbezeiten im „Ersten“ sowie die Hörfunkprogramme 88Acht!, InfoRadio und Radio EINS.

[59] Die Rundfunk-Orchester und -Chöre GmbH war 1994 gegründet worden, um den Fortbestand der zahlreichen mit dem Rundfunk verbundenen Ensembles in Berlin zu sichern. Weitere Gesellschafter neben dem SFB sind das DeutschlandRadio mit einer Beteiligung von 40%, die Bundesrepublik Deutschland (35%) und das Land Berlin (20%).

[60] SFB 4 MultiKulti sendet bislang auf einer äußerst schwachen Frequenz und ist in Teilen des Stadtgebietes nur schlecht zu empfangen. Der für die Frequenzvergabe zuständige Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg lehnte den SFB-Antrag jedoch ab, weil das Kulturradio von NDR und ORB ohne die Berliner Frequenz nicht im „Speckgürtel“ um Berlin zu hören sei (vgl. Wenk 2000c).

[61] Bei seiner Entscheidung berief sich der Medienrat auf den Rundfunkstaatsvertrag, der für SFB und ORB eine Mindestausstattung von vier Frequenzen vorsieht, wobei zwei Programme gemeinsam veranstaltet werden müssen.